Der Markt für Arbeitnehmer-Überlassung verzeichnete hierzulande in 2022 einen Zugewinn von über 9 Prozent. Neben dem hohen Personalbedarf zählen auch steigende Preise und Löhne zu den begünstigenden Faktoren. Darüber hinaus erweiterten einige Anbieter ihre Leistungen und Klientel. So setzen sie mit ‚Silver Workern‘ bei der Vermittlung auch vermehrt auf qualifizierte Personen im Rentenalter oder rekrutieren Fachkräfte aus dem Ausland. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine aktuelle Studie des Marktforschungs-Instituts Lünendonk & Hossenfelder über ‚Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland‘.
„Durch die Vermittlung von Silver Workern greifen die Zeitarbeits-Unternehmen auf meist hoch qualifizierte und motivierte Ressourcen zurück, die den Arbeitsmarkt normalerweise schon verlassen hätten. Das Geschäftsmodell ist sowohl für Unternehmen als auch für die Fachkräfte im Rentenalter eine Win-win-Situation“, kommentiert Lena Singer, Studienautorin und Beraterin bei der Lünendonk & Hossenfelder GmbH mit Sitz in Mindelheim (Bayern), einen Aspekt der Untersuchung.
Für die Analyse wurden 81 Personal-Dienstleister konsultiert. In 2022 erwirtschafteten diese 40,1 Prozent des von Lünendonk berechneten Markt-Volumens für Arbeitnehmer-Überlassung in Höhe von 33,9 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (-> Grafik 3). Es handelt sich dabei um die stärkste Zunahme seit Beginn dieser Berechnungen durch das Marktforschungs-Unternehmen im Jahr 2014. Nur der Aufhol-Effekt infolge der Corona-Pandemie in 2021 (plus 14 Prozent) führte in den vergangenen Jahren zu einem größeren Anstieg.
Die 25 größten Zeitarbeits-Unternehmen erreichten rund 32 Prozent des Markt-Volumens. Im Vorjahr lag ihr Anteil noch bei 30 Prozent. Laut der Studie weist diese Entwicklung auf einen Verdrängungs-Wettbewerb hin, der sowohl durch Zukäufe als auch durch eine veränderte Nachfrage befeuert wird. Gründe für den überdurchschnittlichen Zugewinn der führenden Unternehmen sind häufig die Erschließung von neuen Regionen oder Ergänzungen im Leistungs-Spektrum. Als weitere Wachstums-Treiber gelten vor allem der hohe Personalbedarf der deutschen Wirtschaft sowie steigende Preise und Löhne.
Generell stehen eher Fachkräfte im Mittelpunkt des Interesses. So wachsen Anbieter, die hauptsächlich Personen mit Ausbildung oder Studium vermitteln, mit 16,5 Prozent deutlich stärker als Unternehmen mit überwiegend niedrig qualifizierten Zeitarbeitskräften (plus 4,6 Prozent). Zudem schöpfen viele Zeitarbeits-Unternehmen inzwischen bei der Vermittlung aus einer breiteren Klientel. Zwei Drittel überlassen nun auch Personen im Rentenalter, sogenannte ‚Silver Worker‘, an ihre Kunden. Als gut ausgebildete Fachkräfte bringen ‚Silver Worker‘ oft eine hohe Motivation und Expertise in Projektteams ein. Ihre Arbeitszeit liegt dabei häufig unterhalb einer Vollzeitstelle und ist auf Projekte begrenzt.
Eine weitere Maßnahme gegen den Personalmangel ist die Rekrutierung von Zeitarbeitskräften im Ausland und deren Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. In 2022 wurden etwa 14 Prozent aller Kräfte im Ausland angeworben. Das ist ein Zuwachs von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 3,1 Prozent gegenüber 2020. Den Analysten zufolge könnte sich der Wachstums-Trend in den kommenden Jahren fortsetzen: 70 Prozent der befragten Personal-Dienstleister planen, ihre Rekrutierungen im Ausland zu verstärken.
