ITK-Arbeitsmarkt

Rekord-Fachkräftemangel

Ausgabe-Nr.: 12/
2023

Einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom zufolge sind in Deutschland inzwischen 149.000 IT-Jobs unbesetzt. Damit wird eine neue Höchstmarke erreicht. So bleiben IT-Stellen im Schnitt mittlerweile fast acht Monate vakant. Jedes zweite Unternehmen hofft zur Linderung der Vakanzen auf KI-Anwendungen.

„Der Mangel an IT-Fachkräften besteht in Deutschland unabhängig von Konjunkturzyklen und ist ein systemisches Problem der deutschen Wirtschaft. Zu wenig Fachkräfte und zu viel Regulierung bremsen das digitale Deutschland. Davon ist neben den Unternehmen zunehmend auch die öffentliche Verwaltung betroffen, die unbedingt mehr Digitalkompetenz braucht. Der Mangel an IT-Fachkräften wird sich durch die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verschärfen“, konstatiert Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Bitkom e.V. in Berlin.

Hierzulande sind derzeit 149.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt (-> Grafik 1). Das sind 12.000 mehr als vor einem Jahr (2022: 137.000 Stellen). Zu diesem Ergebnis gelangt eine Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. Hierfür befragte der Digitalverband 853 Unternehmen repräsentativ. Nur während der Corona-Pandemie in 2020 und 2021 wurde der kontinuierliche Anstieg der vergangenen Jahre unterbrochen und die Zahl der offenen Stellen fiel kurzzeitig unter die Marke von 100.000.

Grafik 1

Bereits 6 von 10 Unternehmen berichten, dass sich Stellen für IT-Fachkräfte langsamer besetzen lassen als andere Stellen. Im Schnitt bleiben freie Positionen 7,7 Monate unbesetzt. Vor einem Jahr waren es noch 7,1 Monate. In jedem fünften Unternehmen liegt der Schnitt sogar bei 10 bis 12 Monaten.

Aktuell halten gerade einmal 2 Prozent der Befragten das Angebot an IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt für ausreichend. Zugleich sagen 70 Prozent, dass ein Mangel an IT-Fachkräften herrscht. Mit Blick auf die Zukunft überwiegt die Skepsis. So erwarten 77 Prozent, dass sich die Situation weiter verschlechtern wird.

In den vergangenen zwölf Monaten wurden IT-Stellen am häufigsten mit Bewerbern besetzt, die über eine duale Berufsausbildung wie Fachinformatik verfügen (44 Prozent). Einen IT- oder IT-nahen Hochschulabschluss besaßen 16 Prozent und 17 Prozent begannen zwar ein solches Studium, schlossen dieses aber nicht ab. Einen weiteren Bewerber-Pool stellen Quereinsteiger (23 Prozent) dar.

Die Zahl der Absolventen eines Studiums der Fächergruppe Informatik erhöhte sich in 2022 leicht von 32.125 auf 34.385. Insgesamt 72.389 Personen nahmen zuletzt ein solches Studium auf. „Es studieren immer noch zu wenig junge Menschen und vor allem auch zu wenig Frauen Informatik. Und die Abbrecherquote liegt dauerhaft über 50 Prozent und ist damit viel zu hoch. Den steigenden Bedarf an IT-Fachkräften werden wir aus den Hochschulen nicht decken können“, sagt Wintergerst.

Bemerkenswert: Etwa jedes vierte Unternehmen erhält faktisch keinerlei Bewerbungen auf Jobangebote für IT-Fachkräfte. Die Unternehmen stehen bei der Besetzung offener Stellen vor einer Vielzahl an Herausforderungen (-> Grafik 2). Dazu gehören Gehalts-Vorstellungen, die nicht zum gewachsenen Gehaltsgefüge (61 Prozent) oder den jeweiligen Kompetenzen (56 Prozent) passen. Häufig sind Bewerber auch fachlich unterqualifiziert (46 Prozent) oder ihnen fehlt es an den notwendigen Soft-Skills (41 Prozent). 35 Prozent der Befragten sehen fehlende Deutsch-Kenntnisse als eine Schwierigkeit und 18 Prozent fehlende Fremdsprachen-Kenntnisse.

Grafik 2

Aber es gibt auch Gründe, die in den Unternehmen selbst liegen. 40 Prozent räumen ein, dass sie die Anforderungen der Bewerber an mobiles Arbeiten nicht erfüllen können. 29 Prozent fordern eine Reisebereitschaft oder einen Umzug. Rund ein Fünftel der Unternehmen kann zudem die Wünsche nach Weiterbildung nicht erfüllen. Fast ebenso viele stellen fest, dass sie ihre Personal-Entscheidungen zu langsam treffen.

„Angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt müssen sich die Unternehmen mehr anstrengen und zum Beispiel ihre internen Bewerbungs- und Entscheidungs-Prozesse beschleunigen. Das kann dem einzelnen Unternehmen helfen. Es löst das Problem des Fachkräftemangels allerdings in keiner Weise“, betont der Bitkom-Präsident.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Arbeitsmarktes setzen Unternehmen verstärkt auf Weiterbildung. Dementsprechend verfolgen 54 Prozent eine zentrale Weiterbildungs-Strategie, um digitale Kompetenzen zu vermitteln. In 2017 waren es erst 37 Prozent. Und sogar 67 Prozent bilden die eigenen Mitarbeiter in diesen Bereichen weiter. Das ist fast eine Verdopplung innerhalb der vergangenen sechs Jahre (2017: 37 Prozent).

Die Rekrutierung von IT-Fachkräften aus dem Ausland ist hingegen nur für ein Fünftel der Unternehmen ein Thema. Seit der Einführung des Fachkräfte-Einwanderungs-Gesetzes in 2020 versuchten das gerade einmal 8 Prozent. Weitere 14 Prozent können es sich künftig vorstellen. Jene Unternehmen, die im Ausland rekrutiert haben, beklagen zu wenig Informationen über den Einwanderungs-Prozess (75 Prozent) sowie einen sehr hohen bürokratischen Aufwand (67 Prozent).

Möglicherweise kann die künstliche Intelligenz künftig dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern. Rund die Hälfte glaubt, dass KI-Anwendungen hierbei helfen können. Die konsultierten Unternehmen können sich beispielsweise vorstellen, ihre Beschäftigten durch den Einsatz von KI bei Standard-Aufgaben zu entlasten (57 Prozent). Darüber hinaus soll diese Technologie auch bei der individuellen Weiterbildung helfen (51 Prozent).

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst: „Der Mangel an IT-Fachkräften besteht in Deutschland unabhängig von Konjunkturzyklen und ist ein systemisches Problem der deutschen Wirtschaft.“ (Foto: Bitkom)

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