Durch die Corona-Pandemie stieg der Prozentsatz der aus dem Home-Office arbeitenden Praktikanten von 27 auf 63 Prozent. Allerdings ändert dieser Ortswechsel nichts an der grundlegenden Qualität der Arbeits-Verhältnisse. Das berichten 3.199 Nachwuchstalente, die in 2020 verpflichtende oder freiwillige Praktika absolvierten, im jährlichen Report der Unternehmens-Beratung Clevis.
„Der erhöhte Anteil an Praktikanten im Home-Office ist sicherlich keine große Überraschung, da das 2020 in vielen Berufsfeldern der Fall war. Nicht ganz zu erwarten war dagegen, dass dieser Einschnitt offenbar nicht zum Qualitäts-Verlust geführt hat. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Future Talents auch von zu Hause aus die Möglichkeit nutzen, ihre Arbeit flexibel und im Sinne ihrer persönlichen Ambitionen einträglich zu gestalten. Das wird einen großen Einfluss auf die Zukunft von Praktika haben. Es spricht auch künftig viel für diese Praxis, auf die sich Arbeitgeber einstellen sollten“, erklärt Kristina Bierer, Studienleiterin bei der Clevis GmbH in München.
Im ‚Future Talents Report‘ wurden im Zeitraum von Juli bis Dezember 2020 über 3.199 Praktikanten und Werkstudenten zur Qualität ihrer Arbeitgeber befragt. Trotz der Tatsache, dass sie vorwiegend fern vom Unternehmens-Standort Berufserfahrung sammelten, zeigten sich die ‚Future Talents‘ ausgesprochen zufrieden mit ihrem Arbeits-Verhältnis, der Betreuung durch ihre Führungskräfte sowie der Feedback-Kultur. Demnach waren 84 Prozent mit ihrem Praktikum zufrieden und weitere 82 Prozent gaben an, es weiterempfehlen zu können. Zudem bewerteten sie die Arbeitgeber-Qualität ihres Unternehmens auf einer Skala von 1 (schwach) bis 5 (sehr gut) im Durchschnitt mit einer 4,1. Das entspricht dem Wert des Vorjahres (-> INFO-MARKT Nr. 4/2020).
Außerdem empfanden die Studien-Teilnehmer die Kommunikation mit ihren Arbeitgebern als gelungen. Der diesbezügliche Index-Wert erhöhte sich sogar gegenüber dem Vorjahr von 3,7 auf 3,9. Weiterhin sagten drei Viertel, dass die Aufgabenstellungen klar und deutlich formuliert wurden. Die Führungskräfte schneiden ebenfalls positiv ab: Die Praktikanten vergaben im Schnitt die Schulnote ‚gut‘ und beurteilten deren Feedbackkultur mit einer 4,1.
Eine weitere Veränderung ergab sich für die Praktikanten beim sogenannten ‚Onboarding‘, also dem Beginn eines Arbeits-Verhältnisses. Immerhin führten noch 95 Prozent aller Firmen ein solches durch, ob nun im Home-Office oder vor Ort. Jedoch liefen diese Prozesse inhaltlich anders ab als in der Vergangenheit: So fiel der Anteil derer, die eine klassische Einarbeitung erhielten, von 75 Prozent auf 68 Prozent zurück. Auch eine Vorstellungsrunde im Unternehmen bekamen nur noch 61 Prozent (Vorjahr: etwa 70 Prozent). Dagegen nahm die Gruppe derer, die ein ‚Willkommens-Paket‘ von ihrem Arbeitgeber erhielten, von 28 Prozent auf 31 Prozent zu.
Zum Gehalt: Die durchschnittliche Entlohnung von Nachwuchstalenten ist im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht angestiegen. Aktuell beträgt sie für Praktikanten im Durchschnitt 1.099 Euro, für Praktikantinnen hingegen nur 1.039 Euro. Dieses Lohnniveau stößt bei der Mehrheit aber nicht mehr auf so viel Zustimmung wie noch im letzten Jahr. Der Zufriedenheits-Index sank von 4,5 auf 3,9.
Zu den Top-Arbeitgebern in diesem Bereich: Die besten Noten erlangte die ‚Kindernothilfe‘ (neu in den ‚Top 10‘). Sie nimmt in der Rangliste den ersten Platz ein (-> Grafik 3). Dahinter folgen Dr. Oetker (Vorjahr 6.) und Texas Instruments (Vorjahr 1.). Die Deutsche Telekom belegt die vierte (Vorjahr 9.), Adidas (neu in den ‚Top 10‘) die sechste und Bayer (neu in den ‚Top 10‘) die siebte Position (-> INFO-MARKT Nr. 4/2020).
