Einkommens-Entwicklung

Fortgesetztes Ungleichgewicht

Ausgabe-Nr.: 2/
2024

Die Stundenlöhne und Haushalts-Einkommen sind innerhalb der letzten 30 Jahre deutlich gestiegen. Auch im Bereich des Niedriglohns ist inzwischen eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Bei der Vergütung der Geschlechter besteht noch immer eine Kluft. Trotz der Lohn-Steigerungen zeigt sich bei den Einkünften insgesamt eine zunehmende Ungleichheit. Zu diesen Ergebnissen gelangen zwei aktuelle Arbeitsmarkt-Studien.

„Der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohn-Sektor ist auf einen Tiefstand der letzten 25 Jahre gefallen“, benennt Markus M. Grabka, Studienautor und Senior Researcher beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) in Berlin, einen wesentlichen Aspekt bei der Entwicklung der Vergütungen. Das DIW führte zum Thema ‚Einkommen‘ eine repräsentative Studie auf Basis des ‚Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)‘ durch. Im Rahmen dieser Methode wurden hierzulande dieselben Privathaushalte wiederholt im jährlichen Turnus konsultiert.

Der DIW-Untersuchung zufolge stiegen die Brutto-Stundenlöhne in Deutschland zwischen 1995 und 2021 inflationsbereinigt um durchschnittlich 16,5 Prozent. Bei den zehn Prozent der Beschäftigten mit den niedrigsten Löhnen (sogenanntes unterstes ‚Lohndezil‘) nahmen sie seit 2013 besonders stark zu. Dadurch schrumpft der Niedriglohn-Sektor deutlich. Mitte der 2000er-Jahre arbeitete etwa noch ein Viertel der Beschäftigten zum Niedriglohn (-> Grafik 4). Bedingt durch die Einführung des Mindestlohns in 2015 ist seit 2017 ein markanter Rückgang dieses Bereichs zu beobachten. Mit der Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro im Oktober 2022 sank der Anteil der Arbeitnehmer hier schließlich auf rund 15 Prozent.

Grafik 4

Trotz der insgesamt positiven Lohn-Entwicklung fällt der Zugewinn im untersten Lohndezil seit 1995 mit rund 6 Prozent am geringsten aus. In den obersten vier Dezilen legten die Löhne dagegen um etwa 20 Prozent zu.

Die Netto-Einkommen der Haushalte erhöhten sich bis zum Jahr 2020 ebenfalls um durchschnittlich ein Drittel. Allerdings unterscheidet sich die Entwicklung wiederum deutlich nach Dezilen. Denn auch hier sind die oberen Einkünfte überproportional gestiegen. So ist bei den zehn Prozent der höchsten Haushalts-Einkommen ein Zuwachs um etwa die Hälfte zu verbuchen. Das Plus im Feld der niedrigsten zehn Prozent hingegen beträgt gerade einmal 4 Prozent. Infolgedessen hat sich das Missverhältnis hier in den letzten Jahren nicht verringert. Aktuell ist etwa jeder Sechste in Deutschland von einem niedrigen Einkommen betroffen.

Geschlechts-spezifische Diskrepanzen bei der Entlohnung waren derweil Gegenstand einer Erhebung des Statistischen Bundesamts (Destatis). Demzufolge lag der Brutto-Stundenlohn von Frauen in 2023 hierzulande mit 20,84 Euro noch um 4,46 Euro niedriger als der männlicher Beschäftigter (25,30 Euro). Dem unbereinigten Gender-Pay-Gap nach verdienten sie pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Seit 2020 verharrt der Verdienst-Abstand auf diesem Niveau. Zu Beginn der Messung in 2006 betrug der Gender-Pay-Gap noch 23 Prozent.

Ab Anfang 30 nimmt der Unterschied in der Vergütung von Frauen und Männern fast stetig zu (-> Grafik 5). Bei den 30-Jährigen liegt der unbereinigte Gender-Pay-Gap noch bei 8 Prozent. Für die Beschäftigten im Alter zwischen 57 und 61 Jahren hingegen fällt er mit 27 Prozent am höchsten aus. Als eine mögliche Ursache werden hier Aspekte der Erwerbsbiografien angeführt. So wirken sich Erziehungs-Pausen und Teilzeit-Beschäftigungen bei Frauen unter Umständen nachteilig auf Karriere und Lohn-Erhöhungen aus. Zudem arbeiten sie häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungs-Niveaus, in denen schlechtere Vergütungen vorherrschen.

Grafik 5: Bruttostundenverdienst im Durchschnitt 2023

Ausgehend vom unbereinigten Gender-Pay-Gap lassen sich rund 64 Prozent der Verdienst-Lücke durch die vorgenannten Merkmale erklären. Die verbliebenen 36 Prozent des Lohngefälles aber können damit nicht begründet werden. Dieser unerklärte Teil entspricht einem bereinigten Gender-Pay-Gap von 6 Prozent. Demnach verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie im Berichtsjahr 2023 pro Stunde 6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Markus M. Grabka, Studienautor und Senior Researcher beim DIW

Markus M. Grabka, Studienautor und Senior Researcher beim DIW: „Der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohn-Sektor ist auf einen Tiefstand der letzten 25 Jahre gefallen.“ (Foto: DIW)

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