Berufliche Weiterbildung

„Spannbreite bei den Investitionen ist enorm“

Ausgabe-Nr.: 4/
2024

Eine repräsentative Studie des TÜVs zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen hierzulande noch über keine Strategie zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter verfügt. Dabei wird die Fortbildung der Belegschaft angesichts der Digitalisierung und des Fachkräftemangels immer bedeutsamer. Insgesamt variiert das durchschnittliche Weiterbildungs-Budget bei den befragten Unternehmen stark.

„Unternehmen sollten den Bedarf für Weiterbildungen in ihren Geschäftsbereichen kennen und die Wünsche ihrer Mitarbeitenden berücksichtigen. Gleichzeitig sollten sie aktiv strategisch wichtige Themen besetzen und entsprechende Fortbildungs-Angebote machen“, sagt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands mit Sitz in Berlin, bei der Vorstellung der ‚TÜV-Weiterbildungsstudie 2024‘.

Für die Untersuchung befragte das Marktforschungs-Institut ‚forsa‘ im Auftrag des TÜVs 500 Unternehmen in Deutschland. Es wurden Verantwortliche für die Weiterbildung, Geschäftsführer und Vorstände konsultiert. Demnach bieten 95 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten die Option zur Teilnahme an Weiterbildungen. Dabei ermöglichen 75 Prozent Fortbildungen für alle Mitarbeiter, während 20 Prozent diese nur für bestimmte Personen oder Abteilungen vorsehen.

Mit einem Anteil von 38 Prozent wenden die meisten Unternehmen im Durchschnitt zwischen 500 und 1.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für Weiterbildungen auf (-> Grafik 1). Bei 13 Prozent liegt das Weiterbildungs-Budget bei 1.000 bis 2.000 Euro und bei 11 Prozent zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Fast jedes vierte Unternehmen stellt weniger als 500 Euro zur Verfügung. Ähnlich groß ist die Spannbreite beim Zeitbudget. 16 Prozent stellen ihren Beschäftigten im Schnitt nur 1 bis 2 Tage pro Jahr für Fortbildungen frei. Rund die Hälfte erlaubt 3 bis 5 Tage, 13 Prozent 6 bis 9 Tage und 16 Prozent sogar mehr als 9 Tage. „Die Spannbreite bei den Investitionen in Weiterbildung ist enorm und hängt weniger von der Größe als von der Branche der Unternehmen ab“, konstatiert Bühler. Während der Dienstleistungs-Sektor eher großzügig ist, ist der Handel tendenziell zurückhaltender.

Grafik 1: Im Schnitt zahlen Arbeitgeber rund 1000 Euro pro Mitarbeiter/in

Zwei von drei Studien-Teilnehmern stellen einen großen Weiterbildungs-Bedarf an Branchen- oder Berufs-spezifischen Kompetenzen fest (-> Grafik 2). Zudem wollen 62 Prozent die Führungs-Kompetenzen ihrer Mitarbeiter verbessern. Weiterhin sehen 56 Prozent einen großen Bedarf an Schulungen zu Soft-Skills und persönlicher Entwicklung. „In einer digitalisierten, von Automatisierung geprägten 24/7-Arbeitswelt werden soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikation, Konfliktlösung und Resilienz immer wichtiger“, betont der TÜV-Geschäftsführer.

Grafik 2: Größter Bedarf bei Branchen- und Führungskompetenzen

Darüber hinaus berichten 58 Prozent von der Notwendigkeit, Digital-Kompetenzen zu erweitern. Das aktuell kontrovers diskutierte Thema ‚Künstliche Intelligenz‘ spielt in der beruflichen Weiterbildung zum Beispiel eine untergeordnete Rolle. Erst in jedem achten Unternehmen nahmen bislang Beschäftigte an einer KI-Fortbildung teil. Dagegen geben 71 Prozent an, derzeit keine KI-Schulungen durchzuführen. Immerhin erwarten 39 Prozent der Personal-Verantwortlichen einen stark steigenden Weiterbildungs-Bedarf für KI in den kommenden Jahren. Und jeder Vierte sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie im eigenen Unternehmen.

Außerdem plant etwa jeder zweite Befragte, die Kenntnisse der betrieblichen Beauftragten und befähigten Personen zu optimieren, zum Beispiel zu Themen wie Datenschutz, Arbeits-Sicherheit oder Gesundheits-Förderung. Die Corona-Pandemie führte zu einem stärkeren Fokus auf die Aspekte Gesundheits-Schutz und Arbeits-Sicherheit. Einen weiteren Schwerpunkt nehmen Fortbildungen zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ein. Für zwei von drei Unternehmen sind Nachhaltigkeits-Themen ‚eher wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘, darunter Energie-, Umwelt- und Risiko-Management, Compliance und die Verwaltung von Lieferketten.

Trotz des hohen Fortbildungs-Bedarfs besitzen 68 Prozent der Unternehmen keine schriftlich fixierte Weiterbildungs-Strategie. Nach Ansicht von 56 Prozent der konsultierten Personal-Verantwortlichen bringt eine Kombination aus Präsenz- und Online-Lernformaten den größten Lernerfolg. Für 42 Prozent sind reine Präsenz-Veranstaltungen am effektivsten. Derzeit nimmt laut Statistischem Bundesamt in Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten nur etwa die Hälfte der Mitarbeiter an einer Weiterbildung teil. Diese Quote will die Bundesregierung bis 2030 auf 65 Prozent steigern. „Dafür brauchen wir ein neues Mindset: Berufliche Weiterbildung muss stärker aktiv gefördert werden. Eine Bildungsteilzeit verschafft Arbeitnehmern mehr Zeit und finanzielle Sicherheit für berufliche Fortbildungen“, meint Bühler.

TÜV-Geschäftsführer Dr. Joachim Bühler: „Die Spannbreite bei den Investitionen in Weiterbildung ist enorm und hängt weniger von der Größe als von der Branche der Unternehmen ab.“ (Foto: Tobias Koch/TÜV-Verband)

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