Arbeitsmarkt

„Hohe Arbeitskräfte-Nachfrage“

Ausgabe-Nr.: 1/
2024

Die Bundesagentur für Arbeit blickt in ihrem aktuellen Jahresbericht auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes in 2023 zurück. So verzeichnete die Behörde einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung infolge einer „schwachen Konjunktur“. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit lag hingegen auf einem vergleichsweise moderaten Niveau. Das Arbeitsmarkt-Barometer der ManpowerGroup registriert für das 1. Quartal 2024 derweil eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften und setzt sich zudem mit dem weltweiten Fachkräfte­mangel auseinander.

„Wenn wir auf das Jahr 2023 zurückblicken, sehen wir, dass die schwache Konjunktur nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorübergegangen ist. Gemessen am Ausmaß der Belastungen und Unsicherheiten behauptet sich der Arbeitsmarkt aber nach wie vor gut: Erwerbstätigkeit und Beschäftigung sind so hoch wie nie zuvor und auch 2023 zählt zu den Jahren mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung“, sagt Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg.

Zur Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind im Jahresdurchschnitt 2023 deutlich gestiegen. So erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 191.000 auf 2.609.000 Menschen. Die Unterbeschäftigung, die zum Beispiel Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarkt-Politik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, nahm gegenüber 2022 um 264.000 auf 3.449.000 zu. Der BA zufolge beruhen die Anstiege besonders auf der „schwachen Wirtschafts-Entwicklung“, wodurch es für Arbeitslose schwieriger war, eine neue Stelle zu finden. Die Arbeitslosen-Quote lag im Jahresdurchschnitt bei 5,7 Prozent und wuchs damit gegenüber 2022 um 0,4 Prozent (-> Grafik 1).

Grafik 1

Zur Kurzarbeit: Der Arbeitsmarkt wurde auch 2023 durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt. Die Inanspruchnahme ging aber im Vergleich zu den von der Corona-Krise stark beeinträchtigten Jahren 2020 und 2021 deutlich zurück. Die BA schätzt die jahresdurchschnittliche Kurzarbeiterzahl in 2023 insgesamt auf rund 220.000 (2022: 426.000). Bei einem durchschnittlichen Arbeitsausfall von etwa 31 Prozent sicherte der Einsatz von Kurzarbeit rechnerisch Arbeitsplätze für rund 69.000 Beschäftigte und verhinderte deren (vorübergehende) Arbeitslosigkeit.

Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Oktober 2023 zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der BA in diesem Monat für 179.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 150.000 im September und 111.000 im August.

Zur Arbeitskräfte-Nachfrage: Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern wurde ab der zweiten Jahreshälfte 2022 schwächer. Dieser Trend setzte sich 2023 fort. Dennoch ist der Kräftebedarf im langjährigen Vergleich weiterhin hoch. Mit einem jahresdurchschnittlichen Bestand von 761.000 gemeldeten Arbeitsstellen lag die Arbeitskräfte-Nachfrage in 2023 um 84.000 niedriger als im Jahr 2022. Auch die Stellenzugänge, die ein besserer Indikator für die aktuelle Einstellungs-Bereitschaft der Betriebe sind, gingen zurück. In Summe wurden 2023 mit 1.633.000 Stellen 251.000 weniger gemeldet als 2022.

Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X), ein saisonbereinigter Indikator für die Arbeitskräfte-Nachfrage in Deutschland, stieg von November auf Dezember 2023 um einen Punkt auf 116 Punkte. Demnach verzeichnete die gemeldete Arbeitskräfte-Nachfrage zum Jahresende einen leichten Zuwachs. Im Vergleich zum Dezember 2022 verbucht der BA-X einen Rückgang von 12 Punkten.

Zum Arbeitsmarkt-Barometer der ManpowerGroup: Laut der im Dreimonats-Rhythmus erhobenen weltweiten Arbeitsmarkt-Studie des Personal-Dienstleisters ‚ManpowerGroup‘ wird das Stellenangebot im 1. Quartal 2024 hierzulande wachsen. Die Einstellungs-Erwartungen deutscher Arbeitgeber sind optimistischer als vor einem Jahr. Gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum verbesserte sich der Netto-Beschäftigungsausblick (NBA) um elf Prozentpunkte und liegt nun bei 30 Prozent (-> Grafik 2). Das ist ein seit dem ersten Quartal 2022 unerreichter Wert.

Grafik 2

Der NBA errechnet sich aus dem Anteil der Unternehmen, die einen Beschäftigungs-Anstieg erwarten, abzüglich derer, die einen Beschäftigungs-Rückgang prognostizieren. An der Befragung nahmen deutschlandweit 1.050 Unternehmen teil. Im Vergleich der Länder in der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) liegt Deutschland um sieben Prozentpunkte über dem Durchschnitt (23 Prozent).

„Unternehmen blicken zuversichtlich auf das erste Quartal 2024, nachdem sie im vergangenen Quartal niedrigere Einstellungs-Erwartungen verzeichneten. Tatsächlich fiel die Inflation im Oktober auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren, sodass man davon ausgehen konnte, dass Konsum und Nachfrage anziehen werden. Unterdessen bleibt der Arbeitsmarkt mit einem starken Lohnwachstum robust. Weiterhin wird eine hohe Arbeitskräfte-Nachfrage bei anhaltendem Fachkräftemangel vermeldet“, erklärt Iwona Janas, Country Manager der ManpowerGroup Deutschland GmbH & Co. KG mit Sitz in Eschborn.

Die besten Beschäftigungs-Prognosen geben die IT-Branche sowie der Finanz- und Immobilien-Sektor ab. Der wettbewerbsstärkste Sektor ist in Deutschland die Informations-Technologie. Dort liegt der NBA bei 43 Prozent. Ähnlich gute Einstellungs-Absichten herrschen in der Finanz- und Immobilien-Branche. Mit einem NBA von 42 Prozent registriert diese Branche den stärksten Anstieg (plus 15 Prozent) gegenüber dem Vorquartal.

Wenn man die Ergebnisse nach den Unternehmens-Größen betrachtet, dann verbesserten sich die Einstellungs-Erwartungen im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum in fünf von sechs Betriebsgrößen. Mittelgroße Unternehmen (50–249 Beschäftigte) bieten mit einem NBA von 35 Prozent aktuell die besten Jobchancen. Am pessimistischsten sind die Personal-Entscheider in Organisationen ab 5.000 Mitarbeitern. In dieser untersuchten Kategorie beträgt der NBA lediglich acht Prozent.

Grafik 3

Darüber hinaus kämpfen Unternehmen weltweit mit dem zunehmenden Mangel an Fachkräften. Im Rahmen einer Zusatzbefragung zum Fachkräftemangel berichten 82 Prozent der konsultierten Personal-Entscheider in Deutschland von Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen (-> Grafik 3). Der globale Durchschnittswert liegt bei 75 Prozent. Deutsche Arbeitgeber versuchen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, indem sie Fachkräften beispielsweise ein besseres Leistungs-Angebot unterbreiten. Hierzu gehören vor allem mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und Arbeitsorten, eine höhere Entlohnung und die Vergabe von Einstiegs-Prämien (-> nächster Bericht Arbeitsmarkt/Fachkräftemangel: „Anforderungen verschieben sich“).

BA-Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles

BA-Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles: „Wenn wir auf das Jahr 2023 zurückblicken, sehen wir, dass die schwache Konjunktur nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorübergegangen ist.“ (Foto: Bundesagentur für Arbeit)

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