Oracle/Microsoft

Die Hölle friert zu

Ausgabe-Nr.: 24/
2019

Die Partnerschaft zwischen den beiden Software-Riesen in Sachen Cloud-Strategie dürfte nach Ansicht von Marktbeobachtern nur der Auftakt für weitere Kooperationen sein. Weil im hochkomplexen Cloud-Computing längst nicht mehr ein Hersteller den Takt angeben kann, erfolgte das Bündnis der beiden Erzrivalen offenbar aus strategischer Sicht. Denn Microsoft ist für Oracle weitaus weniger kompliziert als beispielsweise Amazon mit Web Services (AWS), die als größter Rivale im Cloud-Geschäft betrachtet werden.

„Dass Oracle und Microsoft eine Kooperation eingehen, ist tatsächlich eine Überraschung. Da die Anwender die Multi-Cloud in zunehmendem Maße einsetzen und mit ihr leben, ist die Entwicklung für die gemeinsamen Kunden ebenfalls von Vorteil. Im Übrigen gehe ich davon aus, dass es künftig noch mehr solcher Allianzen geben wird“, sagt Holger Müller, renommierter Analyst des US-Beratungshauses Constellation Research aus San Diego (Kalifornien). Die Prognose von Müller erscheint uns als besonders interessant, weil er als Chief Application Architect in verantwortungsvoller Position bei der SAP AG engagiert war und sich in der SAP-Welt wie kein Zweiter auskennen dürfte.

Diese Zusammenarbeit (-> INFO-MARKT Nr. 21/2019) der dereinst erbitterten Rivalen zeigt deutlich: Im hochkomplexen Cloud-Computing kann längst nicht mehr ein Hersteller den Takt angeben und Alleingänge riskieren. Wie in der Automobil-Industrie, in der jeder Zulieferer seine Expertise einfließen lässt, lediglich bestimmte Teile baut, und in der am Ende ein gemeinsames Fahrzeug entsteht.

Bei den Software-Herstellern bedeutet diese Interoperabilität (Fach-Jargon) Folgendes: Die Oracle-Datenbanken eines Unternehmens laufen weiterhin auf der firmeneigenen Exadata-Plattform. Aber die geschäftlichen Applikationen können künftig auf der Azure-Cloudplattform von Microsoft betrieben werden, auch diejenigen von Oracle selbst. Vorher strikt voneinander getrennte Cloud-Software-Welten lassen sich nun gemeinsam und parallel nutzen, die sogenannte Multi-Cloud entsteht. „Der Anwender merkt nichts davon – außer, dass hoffentlich die Oracle-Datenbank besser und zuverlässiger läuft als davor“, urteilt Software-Experte Müller.

„Diese Kooperation ist aber auch als Ergebnis einer Markt-Entwicklung zu bewerten“, sagt Frank Niemann, Vice-President Enterprise Apps & Related Services beim Münchner Ableger des Analystenhauses P.A.C. „Die Anbieter werden von den Kunden gezwungen, ihre Cloud-Umgebungen interoperabel zu machen. Das hat nun auch Oracle eingesehen“, bemerkt Niemann.

Aber warum verbündeten sich ausgerechnet diese beiden Erzrivalen? Aus strategischer Sicht, behaupten Marktbeobachter. Denn Microsoft ist für Oracle weitaus weniger kompliziert als beispielsweise Amazon mit Web Services (AWS), die als größter Rivale im Cloud-Geschäft betrachtet werden. „AWS setzt im Gegenzug viel daran, dass Oracle-Kunden künftig bei Datenbank-Technologien aus der Cloud AWS-basierte Datenbank-Produkte nutzen“, erläutert Analyst Niemann. Er weiß darüber hinaus zu berichten, dass sich sogar die Konzernmutter Amazon.com selbst von den bislang genutzten Oracle-Datenbanken zugunsten von AWS-Datenbanken trennte. Oracle geht also mit Microsoft auch ein Bündnis gegen AWS ein, um nicht im Cloud-Geschäft mit Datenbanken das Nachsehen zu haben.

Branchen-Kenner Müller geht zudem fest davon aus, dass neben Microsoft auch die anderen beiden den Weltmarkt dominierenden Cloud-Player AWS und Google mit neuen Interoperabilitäts-Partnerschaften auf dem Markt erscheinen werden.

 

Holger Müller, VP and Principal Analyst bei Constellation Research: „Da die Anwender die Multi-Cloud in zunehmendem Maße einsetzen und mit ihr leben, ist die Entwicklung für die gemeinsamen Kunden ebenfalls von Vorteil.“

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