Gender Pay Gap

Der Katzentisch für Frauen

Ausgabe-Nr.: 11/
2018

Die Einkommens-Unterschiede zwischen den Geschlechtern – der sogenannte Gender Pay Gap – schwanken innerhalb der verschiedenen Branchen in der deutschen Wirtschaft weiterhin sehr stark und sind immer wieder neuer Zündstoff bei Diskussionen bei der Einkommens-Gerechtigkeit.

 

„Immer wieder stellen wir fest, dass in besser bezahlten Berufen die Lohnlücken deutlich weiter auseinandergehen“, erklärt Philip Bierbach, Geschäftsführer vom Vergleichsportal Gehalt.de. Die Einkommen sind allerdings in den verschiedenen Branchen der deutschen Wirtschaft sehr unterschiedlich. Beispielsweise in der Metallindustrie. In diesem Wirtschaftszweig verdienen Arbeitnehmerinnen in der gleichen Verdienstklasse fast zehn Prozent weniger als Männer.

Im Ranking gleich dahinter befinden sich die Medizintechnik und der Maschinenbau mit einer Differenz von jeweils 6,4 Prozent. Und auch die Unterschiede in den besser bezahlten Berufen sind für die weiblichen Angestellten alles andere als erfreulich. In der Werbe- und PR-Branche ist der sogenannte „Gender Pay Gap“ mit knapp 11 Prozent zwischen Männern und Frauen am höchsten. Gefolgt vom Gesundheitswesen mit 12,4 Prozent sowie der Logistik und dem Transportwesen mit 10,7 Prozent.

Der sogenannte Gender Pay Gap beziffert den prozentualen Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von angestellten Männern und Frauen. Seine Berechnung ist in der Europäischen Union einheitlich geregelt und ist somit europaweit der Hauptindikator für die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen. Er wird vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden auf der Basis von 1,9 Millionen sozialversicherten Beschäftigten aus allen Branchen und Berufen errechnet.

Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt in Deutschland bei 21 Prozent

Der Umfang der Beschäftigung, die Verteilung auf unterschiedliche Branchen und Berufsgruppen bleibt dabei ebenso unberücksichtigt wie Ausbildung, Berufserfahrung oder Position. Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt in Deutschland bei 21 Prozent. Das Wiesbadener Bundesamt berechnet neben dem europäischen Vergleichswert auch einen bereinigten Gender Pay Gap. Dabei wird der Teil des Verdienstes herausgerechnet, der auf strukturelle Unterschiede bei der Berufswahl, Beschäftigungsumfang, Bildungsstand, Berufserfahrung oder den geringeren Anteil von Frauen in Führungspositionen zurückzuführen ist. Da dieser komplizierter zu berechnen ist, wird er nur alle vier Jahre erhoben – zuletzt 2014 – wo er bei sechs Prozent lag.

Ein Problem bei der Debatte um den Gender Pay Gap ist die umstandslose Gleichsetzung der Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern mit dem Ausmaß von Entgeltdiskriminierung. Dahinter steckt die Interpretation, dass die Arbeitgeber Frauen in vergleichbaren Positionen und Berufen systematisch weniger bezahlen als Männern. Der bereinigte Gender Pay Gap soll daher aufzeigen, dass die sogenannte unerklärte Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern geringer ist als beim unbereinigten Gender Pay Gap.

Wie auch immer: Eine andere Erhebung unter rund 50.000 Fach- und Führungskräften (Stepstone) zeigt, dass Frauen mit Personalverantwortung im Schnitt fast 56.000 Euro brutto im Jahr und damit rund 27 Prozent weniger als männliche Führungskräfte erhalten. Und: Je höher die Hierarchiestufe, desto größer die Gehaltslücke. Während Frauen im unteren Management wie etwa Teamleiter 21 Prozent weniger verdienen, sind es im mittleren Management (Bereichsleitung) 27 Prozent. In der obersten Managementebene wie in der Geschäftsführung wächst der Gender Pay Gap schließlich auf 42 Prozent.

Die im Grunde genommen skandalösen Verhältnisse bessern sich für Frauen selbst dann nicht, wenn sie über den gleichen beruflichen Bildungsgrad verfügen. Männer mit einer abgeschlossenen Ausbildung erhalten bei diesem Vergleich ein durchschnittliches Gehalt von knapp über 48.000 Euro und damit 20 Prozent mehr als Frauen. Bei Fachkräften mit Masterabschluss liegt der Gehaltsunterschied mit 22 Prozent noch höher. Und männliche Kollegen mit Promotion verdienen 25 Prozent mehr als Frauen, bei denen ebenfalls der Doktor-Titel auf ihrer Visitenkarte steht. Selbst die Größe der Unternehmen sorgt nicht für Gerechtigkeit: Sie allein ist kein signifikanter Faktor für den Gender Pay Gap, der bei dieser Betrachtung bei rund 26 Prozent liegt.

Immerhin: Die geringsten Unterschiede klaffen bei IT- und Pflegefachkräften. Männliche IT-Spezialisten verdienen jährlich im Schnitt rund 65.000 Euro, ihre Kolleginnen erreichen fast 60.000 Euro. Bei Pflegefachkräften liegt die Differenz bei 15 Prozent: Die größte Lücke besteht in Finanzberufen sowie im Vertrieb und Marketing.

Teilzeit-Beschäftigung ist mit Abstand effektivster Gehaltskiller

Bei männlichen Fachkräften im Berufsfeld Finanzen, Versicherung und Banking stehen im Schnitt fast 70.000 Euro auf der Abrechnung, bei den Kolleginnen liegt das Jahresgehalt bei knapp über 52.000 Euro, eine Differenz von 33 Prozent. Mit 23 Prozent ist der Gender Pay Gap im Vertrieb ebenfalls groß. Männer verdienen mit durchschnittlich 63.000 Euro fast 12.000 Euro mehr im Jahr als Frauen (51.000 Euro). Gruselig auch die Unterschiede im Marketing mit 23 Prozent. Rund 63.000 Euro fließen im Jahresschnitt auf die Konten der männlichen Marketing-Kräfte, die Kolleginnen sitzen mit knapp über 51.000 Euro am Katzentisch.

Der mit Abstand effektivste Gehaltskiller ist die Teilzeit-Beschäftigung. Mit 20 Wochenstunden verdienen weibliche Fachkräfte nur 43 Prozent des Durchschnittsgehalts eines männlichen Vollzeitbeschäftigten. Eine Erklärung für die immensen Nachteile bei den Vergütungen: Teilzeitkräfte erklimmen deutlich seltener die Karriereleiter und sind dadurch von größeren Gehaltserhöhungen ausgenommen.

Zurück zur Untersuchung des Vergleichsportals Gehalt.de. Dort wurden auch die Verhältnisse in der Freizeit- und Touristik-Branche beleuchtet. Hier verdienen Frauen rund sechs Prozent mehr als Männer. Der Grund: In diesem Wirtschaftszweig sind sehr viele Frauen beschäftigt, die oft über mehr Berufserfahrung verfügen als ihre männlichen Kollegen. Außerdem arbeiten die Herren der Schöpfung meist nicht langfristig in einem Unternehmen, sondern wechseln eher in eine andere Branche. Auch in öffentlichen Verwaltungen ermittelte das Vergleichsportal eine Lohnlücke zu Gunsten der weiblichen Beschäftigten. Es folgen Ingenieurbüros (-2,6 Prozent), die Chemiebranche (-1,7 Prozent) und Unternehmensberatungen (-1,3 Prozent).

 

 

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