Vier-Tage-Woche

Überraschende Ergebnisse

Ausgabe-Nr.: 3/
2019

Mehr Produktivität, dafür weniger Stress und ein erhöhtes Engagement der Mitarbeiter: Das passiert, wenn man der gesamten Belegschaft einen Tag pro Woche schenkt – bei gleichem Gehalt. Arbeitsmarkt-Forscher konnten in einer groß angelegten Studie angeblich bestätigen, dass diese These richtig ist.

Perpetual Guardian wagte ein Experiment mit viel unternehmerischem Mut. Der Unternehmer aus der Finanz-Branche in Neuseeland verkürzte die Arbeitswoche seiner 240 Angestellten von fünf auf vier Tage. Im vergangenen Jahr bekamen seine Mitarbeiter zwei Monate lang einen Tag bei gleicher Bezahlung geschenkt.

Die Aktion begleiteten Wissenschaftler von der Universität Auckland. Bei der Auswertung erstellten sie bereits 2017 Umfragen unter den Mitarbeitern, auf deren Basis sie Veränderungen in der Belegschaft in den Bereichen Führung, Stimulation, Empowerment und Engagement festmachten.

Im Rahmen dieser Untersuchung entwickelten sich alle Werte positiv. Die größten Steigerungen waren bei Engagement und Empowerment zu verzeichnen. Der Stress der Mitarbeiter sank von 45 auf 38 Prozent. Die Daten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stiegen von 54 auf 78 Prozent. Der Output blieb gleich. Was erst einmal ernüchternd klingt, bedeutet letzten Endes ein Produktivitäts-Plus von 20 Prozent. Denn was die Belegschaft zuvor in fünf Tagen erledigte, schaffte man nun in vier Tagen.

Das Projekt findet bereits Nachahmer: Das britische Förderinstitut Wellcome Trust will für seine 800 Mitarbeiter eine Vier-Tage-Woche etablieren. Perpetual Guardian bekam nach eigenen Angaben bereits mehr als 350 Anfragen zur Studie aus 28 Ländern. Die meisten stammen aus Großbritannien, gefolgt von Australien, den USA und Deutschland.

Bei Perpetual Guardian führten im Vorfeld der Studie die Teamleiter mit jedem einzelnen Mitarbeiter Gespräche darüber, wie ein individueller Plan aussehen kann, um die Produktivität aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Ein direkter Effekt, den Probanden gehäuft nannten, war ein stärkerer Fokus auf die zu erledigenden Aufgaben bis zu deren Abarbeitung. So hätten die Mitarbeiter mehr geschafft als im Laufe eines Arbeitstages bzw. der Arbeitswoche.

Die Konzentration der Arbeitsleistung auf weniger Tage hätte zudem dazu geführt, dass die Angestellten ihre Tätigkeiten bzw. den Workflow stärker hinterfragten. „Gleichzeitig fühlte ich mich bei der Arbeit nicht mehr gestresst, wahrscheinlich weil ich mich wirklich auf die anstehenden Aufgaben konzentrierte und ich den zusätzlichen freien Tag nutzen konnte, um die erhöhte Arbeitsrate auszugleichen“, erklärte eine Beschäftigte.

Die Nutzung der zusätzlichen Freizeit ging auf das Konto Netflix und Sport. Doch laut Jarrod Haar, Professor für Human Resources an der Technischen Universität Auckland, nannte die Belegschaft auch „Zeit mit den Eltern zu verbringen“ und „dringend benötigte Zeit dem Erlernen neuer Fähigkeiten zu widmen“ sowie einfach „das Haus zu reinigen und dann das Wochenende frei zu haben“.

Zudem berichteten die Manager, „dass ihre Teams nach dem Prozess kreativer waren.“ Vor allem hätten ihre Mitarbeiter einen besseren Kundenservice abgeliefert: Sie waren engagierter und konzentrierter. Abgesehen von einem höheren Wohlbefinden hätten die Kollegen in Teams besser zusammengearbeitet und fühlten der Umfrage zufolge, dass ihr Job eine größere Bedeutung hatte. Daraus resultierend seien auch weniger Angestellte gewillt, sich andernorts einen neuen Job zu suchen.

Die britische Labour-Partei befasst sich mit dem Thema und gab bereits auch eine Studie in Auftrag. Erste vorläufige Erkenntnis: Die Implementierung ist komplex und nicht für jede Branche gleichermaßen anwendbar. Etwa im Einzelhandel, bei dem physische Präsenz ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist. Neben den Neuseeländern scheinen auch die Briten der Frage nachzugehen, inwieweit etwa Menschen in Pflegeberufen oder bei der Polizei ihre Arbeitszeit verkürzen könnten, ohne den öffentlichen Dienst zu beeinträchtigen. Denn in England hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit seit der Finanzkrise erhöht.

„Wir müssen mehr Unternehmen dazu bringen, es zu versuchen.“

Ein Problem scheint wohl auch die Unternehmensgröße zu sein. Kleinere Firmen, die mit der Vier-Tage-Woche experimentieren, stellten fest, dass die Leistung mit wachsender Begeisterung über das Projekt zunahm, bevor sie nach einigen Wochen leicht zurückging. Andrew Barnes, Gründer und Geschäftsführer von Perpetual Guardian, ist dennoch von der Vier-Tage-Woche überzeugt. „Wir müssen mehr Unternehmen dazu bringen, es zu versuchen. Sie werden von der Verbesserung in ihrem Betrieb, ihrer Mitarbeiter und ihrer weiteren Gemeinschaft überrascht sein“, lautet sein Statement.

Die Vier-Tage-Woche bietet er seinen Angestellten nun optional an. Nur wer will, kann auch länger arbeiten. Trotzdem sei man weiter auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Produktivität der Belegschaft zu erhöhen.

 

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