Der Berliner Anbieter für Video-Recruiting-Lösungen beleuchtet in einer Studie die positiven und negativen Entwicklungen bei Vorstellungs-Gesprächen während der Corona-Pandemie. Im Rahmen der Krise erhöhte sich die Anzahl der Video-Interviews um mehr als das Vierfache. Die Konversation aus dem Home-Office kam bei der Mehrheit der Bewerber gut an. Dennoch empfanden sie den gesamten Auswahl-Prozess vermehrt als zu langsam.
„Corona trieb die Digitalisierung des Interview-Prozesses in spürbarer Weise voran. Dass HR- und Fachabteilung hier ein professionelles Bild abgeben, ist ein entscheidender Faktor dafür, dass Kandidaten einen Job auch annehmen“, erklärt Martin Becker, Geschäftsführer der viasto GmbH in Berlin.
Die Vorstellungs-Gespräche verlagerten sich in den letzten zwölf Monaten von den Büros ins Home-Office. Die Kritik der Kandidaten bezüglich der Home-Interviews fällt im Vergleich zu den Präsenz-Gesprächen im Zeitraum vor Corona leicht positiver aus. Das ist das Ergebnis einer Studie von viasto. Dafür befragte der Anbieter für Video-Recruiting-Lösungen mehr als 1.100 Bewerber kurz vor der Pandemie im Januar 2020 sowie im Frühjahr 2021.
Demnach stieg der Anteil derjenigen, die nach ihrer Bewerbung per Video-Chat zum Interview gebeten wurden. Während es zu Beginn 2020 lediglich acht Prozent waren, sind es aktuell bereits 33 Prozent. Hinzu kommt ein Anteil von elf Prozent an zeitversetzten Videos. Am Telefon fanden derweil 48 Prozent der Gespräche statt. Im Gegensatz dazu sank die Häufigkeit von Persönlichkeits-Tests um ein Drittel. An einem Assessment-Center nahm nur noch jeder zehnte Kandidat teil.
Trotz der Veränderungen stellen die Teilnehmer der Studie den Arbeitgebern ein durchaus positives Zeugnis aus. 29 Prozent bewerten ihr Gespräch nachträglich als sehr gut, weitere 55 Prozent als überwiegend gut. Das entspricht in etwa den Werten von Anfang 2020 (28 Prozent und 52 Prozent). Ein Grund für die positiven Ergebnisse ist ein überwiegend gutes Auftreten der Interviewer, die mit dem Medienwechsel offensichtlich gut zurechtkommen. 76,5 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Gesprächspartner aus der Personalabteilung überzeugend auftraten. Noch besser wirken Interviewer aus der jeweiligen Fachabteilung. 81 Prozent von ihnen werden positiv wahrgenommen, 27 Prozent sogar sehr.
Außerdem führte die Corona-Krise aus Sicht der Kandidaten zu einer Verlangsamung des Bewerbungs-Verfahrens. Denn der Anteil derer, die dieses als zu lang wahrnahmen, stieg von 18 Prozent auf 31 Prozent. Der Prozentsatz derjenigen, die den Prozess während des vergangenen Jahres zu unpersönlich fanden, nahm von 19 Prozent auf 23 Prozent zu. Die Transparenz, was das Entscheidungs-Verfahren betrifft, wird weiterhin als zu gering bewertet. Das kritisieren aktuell 42 Prozent der Befragten. Vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent.
Rückläufig ist hingegen die Skepsis gegenüber den Aussagen der Arbeitgeber, wenn diese ihre Vorzüge „anpreisen“. Zu Beginn des vergangenen Jahres gaben 67 Prozent an, misstrauisch in dieser Hinsicht zu sein. Gegenwärtig liegt der Anteil bei 62 Prozent.
„Es ist sehr wichtig, dass Tools mit klugen Workflows und Integrationen eingesetzt werden, die die bestehenden Prozesse signifikant verbessern und nicht nur die Kontaktpunkte reduzieren. Unternehmen, die mit der heißen Nadel gestrickt hektisch ein paar Tools umfunktioniert haben und darauf warten, dass wieder alles wie vor Corona wird, werden das Nachsehen haben. Diejenigen, die jetzt auf kluge Software-Optimierung setzen, werden nachhaltig und langfristig von der Umstellung in der Krise profitieren“, fasst Becker zusammen.
