Aktuellen Umfragen zufolge bewerten sowohl die Bewerber als auch die Recruiter die Remote-Arbeit als eine entscheidende Komponente für die Wahl des Arbeitgebers. Trotzdem schreibt weniger als ein Viertel der Unternehmen Stellen für das Home-Office aus und sichert sich damit einen Wettbewerbs-Vorteil. Viele Beschäftigte erklären sich mittlerweile sogar dazu bereit, auf einen festen Schreibtisch im Büro zu verzichten, wenn sie stattdessen regelmäßig im Home-Office arbeiten dürfen.
„Remote-Working als Angebot an Jobinteressenten stellt schon jetzt einen Wettbewerbs-Vorteil im Recruiting dar. Noch zu wenige Arbeitgeber nutzen die damit verbundenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Mathias Heese, Geschäftsführer der softgarden e-recruiting GmbH in Berlin.
70,6 Prozent der Jobsuchenden halten gezielt nach einer Aufgabe Ausschau, die sie vom Home-Office aus erledigen können. Der Nachfrage kommen allerdings nur 23,4 Prozent der HR-Verantwortlichen mit Anzeigen für Remote-Jobs nach (-> Grafik 1). Das ergibt die Studie „Future of Recruiting“ von softgarden, einem Anbieter für das Bewerber-Management. An der doppelperspektivischen Online-Umfrage nahmen von Mai bis August 3.561 Bewerber sowie 251 HR-Verantwortliche teil.
Demzufolge rechnen drei Viertel der Bewerber und sogar 93,5 Prozent der Personaler damit, dass Angebote für Distance-Work nach Corona entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers sein werden. Dennoch halten es 51 Prozent der Personal-Verantwortlichen für unwahrscheinlich, dass ihr Unternehmen die Stellenanzeigen nach der Pandemie dahingehend anpasst.
Doch nicht nur die Wahl des Arbeitgebers steht unter dem Einfluss der Digitalisierung. Inzwischen machten 89 Prozent der Recruiter Erfahrungen mit virtuellen Bewerbungs-Gesprächen. 78,1 Prozent wollen Interviews allerdings in Zukunft wieder in Präsenz stattfinden lassen und gerade einmal 45,1 Prozent behaupten, die „Chemie“ auch digital erkennen zu können (-> Grafik 1).
Außerdem zeigt sich, dass Corona die Prioritäten von einer Mehrheit der Bewerber deutlich verändert (-> Artikel auf Seite 1). Eine offene Kommunikation (51,9 Prozent), ein gutes Gesundheits-Management (45,8 Prozent) und Jobsicherheit (45,2 Prozent) kristallisieren sich als die wichtigsten Aspekte in der Umfrage heraus.
Die Frage, ob Angebote rund um ‚New-Work‘ nach Corona eine größere Rolle spielen, um Interessenten von einem Arbeitgeber zu überzeugen, bejahten 75,5 Prozent der HR-Verantwortlichen, aber nur 39,7 Prozent der Bewerber. 41,1 Prozent der Jobsuchenden ist der Begriff angeblich unbekannt. Bei den Akademikern ist es jeder Dritte, bei den Nicht-Akademikern fast jeder Zweite. Selbst in der Personal-Verwaltung wissen 15,9 Prozent nichts mit der Bezeichnung anzufangen (-> Grafik 1).
Darüber hinaus steuert der IT-Dienstleister ti&m AG aus Zürich eine repräsentative Befragung von mehr als 1.000 deutschen Bundesbürgern zum Thema ‚Remote-Work‘ bei. Von ihnen würde unabhängig von Corona fast die Hälfte auf einen festen Schreibtisch im Büro verzichten, wenn sie im Gegenzug dafür ein flexibles Arbeitsplatz-Modell zugesichert bekommt. Während in der Altersgruppe über 55 nur jeder Vierte hybride Arbeit wichtig findet, erwartet bei den 18- bis 34-Jährigen schon jeder Zweite ein solches Angebot.
Doch ein flexibler Arbeitsplatz muss für alle Mitarbeiter leicht zugänglich und im Idealfall auch intuitiv und verbindlich reservierbar sein. „Gerade beim hybriden Arbeitsplatz-Modell ist es wichtig, den Mitarbeitern die Sicherheit zu geben, an Präsenztagen im Voraus einen Arbeitsplatz reservieren zu können“, rät Christof Roßbroich, Senior Executive bei der ti&m GmbH in Frankfurt.