Millennial Survey 2019

Die Alarmglocken läuten

Ausgabe-Nr.: 9/
2019

In vielen Bereichen der Gesellschaft brodelt es gewaltig. Diese Botschaft vermittelt die achte Ausgabe des ‚Deloitte Millennial Survey‘, in dem junge Generationen immer pessimistischer auf die globalen Entwicklungen blicken. Das Ergebnis basiert auf einer Umfrage, an der in Deutschland 800 und international über 16.400 unter 40-Jährige teilnahmen. Hierzulande ist bei den sogenannten ‚Millennials‘ (Jahrgänge 1981 bis 1995) und bei der nachfolgenden ‚Generation Z‘ (Jahrgänge 1996 bis heute) eine Skepsis zu beobachten, die weit über dem globalen Durchschnitt liegt.

„Trotz globalen wirtschaftlichen Wachstums und vielfältigeren Chancen dank Digitalisierung sind jüngere Generationen zunehmend besorgt über den Zustand der Welt und über ihren Platz darin. Wenn die Generationen, die die Zukunft schultern müssen, sich so skeptisch zeigen, ist das ein deutliches Warnsignal – sowohl für Unternehmen, sich stärker auf die veränderten Bedürfnisse einzustellen, als auch an die Politik, die die Weichen für eine Verbesserung der Situation stellen muss“, betont Nicolai Andersen, Leiter Innovation bei der Deloitte GmbH in Hamburg.

Die aktuelle Studie zeigt, dass sich die Einstellung junger Menschen sowohl gegenüber der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation in ihren Ländern als auch gegenüber Institutionen wie Regierung und Medien im Vergleich zum Vorjahr erheblich ins Negative wandelte. Gerade junge Deutsche sind mit den gegenwärtigen Verhältnissen unzufrieden. Nur zehn Prozent der Millennials und sieben Prozent der Generation Z glauben an eine Verbesserung der Lage bei sozialen und politischen Themen innerhalb des nächsten Jahres (gegenüber 22 Prozent und 18 Prozent weltweit). Gleichermaßen sank die Hoffnung auf eine verbesserte wirtschaftliche Situation hierzulande rapide auf 13 Prozent bei den Millennials und 14 Prozent bei der Generation Z. Im Jahr 2018 betrug der Wert bei den Erstgenannten noch 35 Prozent (-> Grafiken 2 und 3).

Speziell das Handeln von Unternehmen wird zunehmend kritisch beurteilt. Die Befragten vertreten den Standpunkt, dass diese sich ausschließlich auf ihre eigenen Ziele konzentrieren und dabei die Folgen für die Gesellschaft ignorieren. Lediglich 55 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer sind der Meinung, dass Unternehmen einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. In 2018 waren es immerhin noch 61 Prozent. Weitaus kritischer schätzen die deutschen Befragten die Situation ein: Lediglich 47 Prozent schreiben Firmen gesellschaftlich vorteilhafte Attribute zu. Viele gaben an, als Konsumenten die Beziehung zu Unternehmen einschränken oder beenden zu wollen, wenn sie mit deren Geschäftspraktiken, Werten oder politischen Tendenzen nicht einverstanden sind.

„Millennials und die Generation Z sind in Zeiten radikaler Veränderungen in unserem täglichen Leben aufgewachsen. Diese Unsicherheit spiegelt sich in ihren Ansichten über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wider. Wenn wir wollen, dass diese jungen Generationen der Zukunft optimistischer entgegenblicken, müssen Unternehmen die für sie wichtigen Themen angehen – oder sie riskieren es, diese Talente an Unternehmen zu verlieren, die das tun“, merkt Andersen an.

Das Handeln von Unternehmen wird zunehmend kritisch beurteilt. Die Befragten vertreten den Standpunkt, dass diese sich ausschließlich auf ihre eigenen Ziele konzentrieren und dabei die Folgen für die Gesellschaft ignorieren.

Wie die jüngsten Freitags-Demos (‚Fridays for Future‘) es bereits vermuten lassen, ist der Klimaschutz die größte Sorge der jungen Bevölkerungs-Gruppen in Deutschland. Rund ein Drittel beschäftigt dieses Thema am meisten, gefolgt vom Terrorismus mit 29 Prozent (zehn Prozent niedriger als im Vorjahr). Die Angst vor politischer Instabilität und Krieg ging ebenfalls leicht zurück.

Trotz aller Zweifel bezüglich ihres Umfeldes sind die jungen Leute sich ihrer Fähigkeiten und persönlichen Ziele bewusst. Mehr als die Hälfte strebt beispielsweise an, wohlhabend zu werden. Dabei ist eine Verschiebung der Prioritäten festzustellen: Reisen und die Welt zu sehen, steht ganz oben auf der Agenda der Millennials (57 Prozent), gefolgt vom Wunsch, Wohneigentum zu besitzen (49 Prozent), in ihren Gemeinden oder der Gesellschaft eine positive Wirkung zu entfalten (46 Prozent) sowie eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen (39 Prozent).

Im Allgemeinen halten die Befragten ihre Ambitionen für realisierbar. Für viele ist die Erreichung ihrer Ziele aber durch finanzielle oder andere Zwänge aufgeschoben worden. Den Deutschen sind Reisen und Familien-Gründung am wichtigsten. Ihre Ambitionen in den anderen Kategorien sind geringer als die ihrer globalen Pendants – etwa hinsichtlich Wohlstand, Immobilienerwerb oder positiver Einflussnahme auf die Gesellschaft. Einzig bei dem Wunsch nach einer Familie liegt Deutschland mit 51 Prozent bei der Generation Z vorne.

Passend zu dem eher konservativen Streben nach einer Familie ist die Treue zum Arbeitgeber äußerst ausgeprägt. Der Anteil der wechselwilligen deutschen Millennials liegt mit 42 Prozent unter dem weltweiten Durchschnitt. 37 Prozent sehen sich sogar länger als die kommenden fünf Jahre bei ihrem jetzigen Arbeitgeber. Doch auch alternative Arbeitsformen etablieren sich. Vor allem bei der Generation Z steht die ‚Gig-Economy‘ hoch im Kurs: So können sich 81 Prozent eine rein Auftrags-gebundene Anstellung vorstellen.

Eine Mehrheit von 79 Prozent ist darüber besorgt, Opfer eines Online-Betrugs zu werden. Zudem schränkt ein Viertel der Millennials Beziehungen zu Unternehmen ein, die sich als unfähig erweisen, Daten effektiv zu schützen.

Weiterhin sehen sich die Jungen für die künftige Arbeitswelt gewappnet. Insgesamt 76 Prozent der fest angestellten Millennials hierzulande meinen, die nötigen Skills mitzubringen. Im internationalen Vergleich sind die deutschen Millennials weniger besorgt, dass es im Zuge der digitalen Transformation schwieriger wird, einen Job zu finden. Die jüngere Generation Z ist diesbezüglich skeptischer.

Darüber hinaus akzeptieren die Befragten neue Technologien und schätzen deren Vorzüge. Etwa 71 Prozent besitzen positive Assoziationen im Zusammenhang mit der persönlichen Nutzung von digitalen Geräten und sozialen Medien. Gleichzeitig gibt mehr als die Hälfte der Personen an, dass Social Media alles in allem eher schadet als nützt. Fast zwei Drittel (64 Prozent) denken, dass sie körperlich gesünder wären, wenn sie weniger Zeit für Social Media aufwenden würden.

Mit ebenso offenen Augen betrachten die Menschen unter 40 Jahren den Komplex ‚Cybersicherheit‘. Eine Mehrheit von 79 Prozent ist darüber besorgt, Opfer eines Online-Betrugs zu werden. Zudem schränkt ein Viertel der Millennials Beziehungen zu Unternehmen ein, die sich als unfähig erweisen, Daten effektiv zu schützen.

Schlussendlich ergeben die Zahlen ein ambivalentes Bild: Auf der einen Seite haben die jungen Bevölkerungs-Gruppen nur wenig Vertrauen in staatliche und gesellschaftliche Institutionen und suchen nach Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt. Sie vertreten in der Regel zu Recht eine sehr kritische Haltung – wie etwa im Fall des Klimaschutzes.

Auf der anderen Seite verfügen sie über ein hohes Selbst- sowie Problem-Bewusstsein, benennen seit Langem aufgeschobene Probleme und wollen diese speziell unter Zuhilfenahme von innovativen Technologien lösen. Aus jener Gemengelage kann eine durchaus explosive Mischung entstehen, die sich in den kommenden Jahren entladen könnte. ‚Fridays for Future‘ könnte dabei nur der Anfang gewesen sein.

 

Nicolai Andersen, Leiter Innovation bei Deloitte: „Wenn die Generationen, die die Zukunft schultern müssen, sich so skeptisch zeigen, ist das ein deutliches Warnsignal – sowohl für Unternehmen, sich stärker auf die veränderten Bedürfnisse einzustellen, als auch an die Politik, die die Weichen für eine Verbesserung der Situation stellen muss.“

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