Konica Minolta

Auslagerungen

Ausgabe-Nr.: 5/
2018

Der MFP- und Drucker-Anbieter will die Metamorphose zu einem IT-Services Provider beschleunigen und auch die Ertragskraft im Office-Geschäft steigern. Das Unternehmen kündigt daher eine Reorganisation der Abteilungen für Vertriebsadministration und Finanzen in mehreren europäischen Ländern an. In Deutschland geht die geplante Umstrukturierung mit der Entlassung von Mitarbeitern einher. Die Stimmung in der Belegschaft ist allerdings nicht nur wegen der angekündigten Freisetzung von Personal im Keller. Im Fokus der Kritik steht einmal mehr das Top-Management.

 

„Unsere Absicht, unser Unternehmen als IT-Services Provider zu reorganisieren und Tätigkeiten auszulagern, ist aufgrund der Marktsituation unumgänglich. Das Ausmaß des Outsourcings ist noch nicht definitiv, aber nach den Erfahrungen in unserer Branche gehen wir davon aus, dass rund 250 Stellen betroffen sein werden. Die Reorganisation betrifft die Tätigkeiten in Österreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, den Niederlanden, Belgien und am europäischen Hauptsitz in Langenhagen“, erklärte Johannes Bischof, Geschäftsführer bei der Konica Minolta Business Solution Deutschland GmbH in Langenhagen in einer Betriebsversammlung.

Unternehmensberatungen werden damit beauftragt, die Geschäftsbereiche eingehend zu untersuchen und zu beurteilen, ob und wie eine effizientere Organisationsstruktur definiert und durchgesetzt werden kann. Die Vorgesetzten aus den Bereichen Vertriebsadministration und Finanzwesen sollen gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen entscheiden, welche Funktionen in der Organisation verbleiben und welche ausgelagert werden. Erste Gespräche mit Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern in allen betroffenen Ländern wurden bereits geführt. Weitere Informationen sollen nach Erreichen der ersten Meilensteine bekannt gegeben werden, was für Anfang Juli zu erwarten ist.

Vom Outsourcing werden wahrscheinlich rund 250 Stellen betroffen sein

„Wir verstehen, dass diese Entscheidungen für die Betroffenen schmerzhaft sind, aber diese Veränderung ist unumgänglich. Die von uns vorgenommenen Anpassungen werden es uns ermöglichen, unseren Kunden künftig IT-Services und zugehörige Produkte effizienter anzubieten und mittel- und langfristig wettbewerbsfähig und wirtschaftlich zu bleiben. Wir sind dankbar für den Beitrag jedes Einzelnen und bemühen uns um individuelle Vereinbarungen für alle Betroffenen, um diese respektvoll und fair zu behandeln. Wir werden auch während des gesamten Projekts eine offene und transparente Kommunikation pflegen“, versprach Bischof in einem offiziellen Statement.

Bei den von uns angesprochenen Konica-Minolta-Mitarbeitern kam das Bischof-Statement gar nicht gut an. Natürlich muss es darum gehen, den Kunden IT-Produkte und -Services effizient anzubieten und mittel- und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Doch wo sind Ursache und Wirkung, wenn die Key-Daten nicht mehr stimmig sind? Und überhaupt: Das ist doch auch eine existenzielle Frage der Betroffenheit.

Nach unseren Informationen verlieren alle Mitarbeiter aus der deutschen Vertragssteuerung ihren Job. Diese Entlassungen werden im laufenden Geschäftsjahr umgesetzt. Auch der Bereich, in dem bundesweit die gesamte Montage der auszuliefernden Systeme stattfindet (Central Hub), wird geschlossen werden. Von Auslagerungen an externe Dienstleister verspricht sich Konica Minolta entsprechende Kosten­ersparnisse.

Die Begleitmusik und das Procedere bei anstehenden Entlassungen sind in der Wirtschaft sattsam bekannt und zählen seit vielen Jahren zum ‚bewährten‘ Standard. Marktführende Unternehmensberatungen wie etwa McKinsey oder PWC Price Waterhouse Company erhalten den Auftrag, Maßnahmen zu erarbeiten, um unpopuläre Rationalisierungen durchsetzen zu können. Die Arbeitsnehmer-Vertretung kann somit weitgehend in Schach gehalten werden, weil die Gutachten einer renommierten Beratung angeblich neutral und unabhängig auf sogenannten Sachzwängen basieren. (Nach der Prämisse: Wes Brot ich esse, des Lied ich singe.) Im Übrigen besteht keine Gefahr für diejenigen, die die Rechnung abzeichnen, selbst ein Opfer des Rationalisierungsauftrages zu werden.

Kein Wort also davon, dass das deutsche Top-Management das Unternehmen in die krisenhafte Situation hineingeführt hat. Nach unseren vorläufigen, allerdings noch nicht bestätigten Informationen wird die deutsche Vertriebsgesellschaft ihren Jahresabschluss 2017/18 (31. März) wiederum mit Verlusten machen. Im Gegensatz zu der europäischen Vertriebsorganisation, die insgesamt gut gewirtschaftet hat.

Kritisiert wird in erster Linie Bischof, der nach mehr als fünf Jahren nicht erkennen lässt, wie er das Unternehmen wieder profitabel und fit für die Zukunft machen will. Die Baustellen sind weiterhin vorhanden. Die Stichworte: Fehlende Rentabilität des Direktvertriebes, aufgeblasene Hierarchiesysteme mit „Sonnenkönig-Allüren“ und die offensichtliche Unfähigkeit, so die Meinung seiner Kritiker, ambitionierte Manager an seine Seite zu holen und den notwendigen Umbau mit klaren Zielvorgaben in die Wege zu leiten, beschädigen seine Akzeptanz in der Mannschaft.

Viele Baustellen sind weiterhin vorhanden

Kein Wunder daher, dass Konica Minolta in Portalen für die Bewertung von Arbeitgebern verheerende Urteile einstecken muss. Einige Auszüge aus dem Seismographen für eine Unternehmenskultur der besonderen Art:

> „Von diversen Offices munkelt man, dass dort stets eine gute Arbeitsatmosphäre herrscht. Solange der Umsatz passt, geht es. Falls der aber zu wünschen übrig lässt, müssen alle weiteren Abteilungen den Unmut des Vertriebes und des mittleren Managements ertragen. Ansagen aus Langenhagen werden mündlich ungefiltert an die Belegschaft getragen, ob man nun gut performt hat oder seit Jahren in der Nase bohrt. Es wird nur draufgehauen oder ignoriert.“

> „Das mittlere und upper Management hat sehr wenig bis keine Erfahrung im Führungsverhalten. Im Strategic-Bereich sind immerhin 75 Prozent der Führungskräfte überdurchschnittlich engagiert und kompetent.“

> „Zum Glück hat der Markt noch immer das gute Bild von uns, das wir aber seit Jahren nicht mehr verdienen. Hoffentlich wird es mit der Fusion 2019 auf lange Sicht wieder besser, das Potenzial haben wir.“

> „Die antiquierte Einrichtung spiegelt auch die geistige Einstellung des Managements wider.“

> „Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken.“

> „Meine Verbesserungsvorschläge lauten: Management großzügig austauschen, ordentliche Strukturen schaffen, bessere Kommunikation. Der Betriebsrat sollte mit dem Arbeitgeber arbeiten und nicht gegen ihn.“

> „Die Zukunft liegt in der IT und nicht in Kopierern. Junge und engagierte Leute müssen her. Den Ballast muss man loswerden. Der Fahrplan muss dringend angepasst werden. Siehe Ricoh.“

Die Bewertungen aus der Belegschaft entstanden alle in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Sie zeigen nach unserer Meinung, dass man im Konica-Minolta-Management kräftig dabei ist, sich die Löcher selbst zu graben, in die man hineinfällt.

 

 

Konica-Minolta-Geschäftsführer Johannes Bischof: Es besteht keine Gefahr für diejenigen, die die Rechnung der Unternehmensberatung abzeichnen, selbst ein Opfer des Rationalisierungsauftrages zu werden.

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