Job-Kompetenz

Problematische Ansichten

Ausgabe-Nr.: 7/
2019

Die Job-Kompetenz der Zukunft besteht in der Fähigkeit der Mitarbeiter, sich auf die veränderten Bedingungen im Berufsleben einstellen zu können. Rund 75 Prozent aller Arbeitnehmer sind in diesem Zusammenhang sehr zuversichtlich und behaupten, dass sie zukünftig in einem Berufsfeld arbeiten können, für das sie nicht ausgebildet wurden und das nicht ihrem ursprünglichen entspricht. Ob deren positive Erwartungen langfristig von einer digitalen und KI-bestimmten Wirtschaft erfüllt werden, erscheint jedoch mehr als fraglich.

„Die klare Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer fühlt sich für die Veränderungen einer digitalen Arbeitswelt gerüstet.“ Das behauptet zumindest der Video-Recruiting-Anbieter viasto in Berlin in einer repräsentativen Studie unter 1.045 europäischen Angestellten. Demnach sind 84 Prozent der Befragten sicher, auch in einer digitalen Arbeitswelt ein wertvoller Mitarbeiter für ihren Arbeitgeber zu sein. Dafür zeigen sich die Befragten flexibel und stellen sich auf eine Arbeitswelt ein, in der sie mehrfach ihre Berufsfelder wechseln werden. 75 Prozent aller Arbeitnehmer sind sogar explizit an einem solchen Berufswechsel interessiert. Bei den jüngsten Kandidaten (18 bis 29 Jahre) liegt der entsprechende Anteil gar bei 85 Prozent.

Die geringe Sorge vor Veränderung in der Arbeitswelt der Zukunft liegt auch in den Erfahrungen der Vergangenheit begründet. Denn viele Beschäftigte meisterten schon heute derartige Berufswechsel im Verlauf ihrer beruflichen Laufbahn sehr erfolgreich. So arbeiten aktuell bereits 42 Prozent der über 40-Jährigen in einem Beruf, der nicht ihrer Ausbildung oder ihrem Studium entspricht. Die Hauptgründe für einen solchen Wechsel sowie für die Veränderungs-Bereitschaft insgesamt liegen in der Auffassung, dass Wechsel zur Berufswelt dazugehören. Daneben spielen finanzielle Erwägungen, die Suche nach anspruchsvolleren Aufgaben sowie Erschöpfungs-Symptome im alten Berufsfeld eine Rolle.

„Derzeit ist nahezu jeder Job in einem Wandel begriffen. Dieser Trend wird durch die Digitalisierung extrem verstärkt. Heutige Grundschüler arbeiten später einmal in Jobs, die es derzeit noch gar nicht gibt. Das erfordert Flexibilität von den Arbeitnehmern der Zukunft. Sie werden mehr dazu übergehen, Kompetenzen während des Arbeitslebens zu entwickeln. Die berufliche oder akademische Ausbildung bereitet dafür immer weniger konkret auf den Beruf vor“, sagt Sara Lindemann, Co-Founder und Head of Customer Success bei der viasto GmbH in Berlin.

Gemäß der Untersuchung bringen Bewerber angeblich schon 85 Prozent der Kernkompetenzen für einen Job mit, wenn sie bei einem Arbeitgeber anfangen. Viele Bewerber geben an, dass sie im Schnitt nur etwas mehr als zwei von 13 abgefragten Kompetenzen erst im Job selbst und nicht während ihrer Ausbildung erworben haben. Spitzenreiter unter diesen wenigen ist das Fachwissen (47 Prozent), während andere Skills wie Digitalkompetenz (20 Prozent), analytische Kompetenz (13 Prozent) oder Empathie (6 Prozent) nur von wenigen Kandidaten in diesem Kontext genannt wurden.

Interessant der Blick auf die Bedeutung der digitalen Fähigkeiten aus Sicht der Arbeitnehmer. Diese gewinnen offenbar als unverzichtbare berufliche Fähigkeit rasant an Bedeutung. So wurden sie von fast der Hälfte der Befragten (45 Prozent) für die Vergangenheit ihres Jobs als unwichtig eingestuft. Für das heutige Arbeitsleben werden sie aber bereits von 95 Prozent der Teilnehmer als bedeutende Kompetenz angesehen. Für die Zukunft gehen 96 Prozent davon aus, dass digitale Fähigkeiten notwendig sein werden. 78 Prozent halten sie für die Arbeitswelt der Zukunft sogar für absolut unverzichtbar.

Bei einem geringen, aber nicht zu vernachlässigenden Teil der Studienteilnehmer besteht die Sorge, dass die Digitalisierung beispielsweise durch Künstliche Intelligenz negative Auswirkungen auf ihren Beruf haben könnte. Immerhin 19 Prozent befürchten, dadurch in ihrem Job abgehängt zu werden. Gänzlich unbesorgt geben sich dagegen 40 Prozent der Befragten; davon 43 Prozent der 18- bis 29-Jährigen.

Uns erscheinen die Aussagen der Befragten über ihre berufliche Kompetenz und den Willen, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen, in vielerlei Hinsicht als problematisch. Zunächst fragt sich, wer sich bei einer solchen Umfrage selbst bescheinigt, dass er seine Zukunft bereits hinter sich hat. Überdies ist zu prüfen, ob unter der Mehrheit der Arbeitnehmer überhaupt eine fundierte Vorstellung darüber besteht, welche langfristigen Anforderungen in einer digitalen Wirtschaft bestehen. Experten prognostizieren, dass ein großer Teil der Fähigkeiten gar nicht mehr benötigt und nachgefragt werden und es zu einer signifikanten Freisetzung von Arbeitskräften kommen wird. Überdies dürfte sich die künftige Nachfrage nach neuen Mitarbeitern sehr stark auf Berufsbilder konzentrieren, in denen die Informationstechnologie ganz im Vordergrund steht. Nicht von ungefähr ist unter anderem der Markt für EDV- und Programmier-Experten restlos leer gefegt.

[viasto beschreibt sich selbst als Markt- und Innovationsführer für Video-Recruiting-Lösungen und arbeitet in Kooperation mit externen KI-Experten an der Entwicklung von KI-Anwendungen für die Personalauswahl. Die viasto interview suite, eine webbasierte Software-as-a-Service- (SaaS) Lösung, soll Unternehmen ermöglichen, mit Hilfe von smarter Video-Recruiting-Technologie die Personalauswahl effizienter, flexibler und zuverlässiger zu gestalten.]

 

Sara Lindemann, Co-Founder und Head of Customer Success bei viasto: „Die Arbeitnehmer der Zukunft werden mehr dazu übergehen, Kompetenzen während des Arbeitslebens zu entwickeln. Die berufliche oder akademische Ausbildung bereitet dafür immer weniger konkret auf den Beruf vor.“

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