Home-Office/Corona

Aus der Not eine Tugend machen

Ausgabe-Nr.: 3/
2020

Um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, schicken Unternehmen in Deutschland und weltweit ihre Beschäftigten ins Home-Office. Somit steigt die Nachfrage nach IT-Service und Servicekatalogen deutlich. Doch Arbeitgeber und IT-Teams sind auf den plötzlichen Bedarf an Remote-Zugriffen oft nicht vorbereitet. Abhilfe verschaffen derzeit viele IT-Anbieter und -Dienstleister, die ihre Software kostenlos zur Verfügung stellen. Darunter befinden sich zumeist Sicherheits-Anwendungen oder digitale Kollaborations-Tools. Die Krise bietet jedoch auch eine Gelegenheit, um den IT-Service in Unternehmen nachhaltig zu verbessern und das Home-Office in allen Branchen salonfähig zu machen. 

„Wie wertvoll der Digital Workplace für die Existenz eines Unternehmens werden kann, führt uns derzeit die Corona-Problematik vor Augen. Außerhalb des Büros tätig zu sein, heißt ja nicht nur, ein paar E-Mails vom Sofa aus zu beantworten. Es geht vielmehr darum, von überall aus auf Daten und Projektunterlagen zugreifen zu können und beispielsweise bei der Bearbeitung eine strukturierte Ablage und transparente Versionierung beizubehalten sowie die revisionssichere Archivierung zu gewährleisten“, betont Karsten Renz, Gründer und CEO der Optimal Systems GmbH in Berlin.

Es ist kein Geheimnis, dass die Arbeitsform ‚Home-Office‘ noch weit von einer flächendeckenden professionellen Infrastruktur entfernt ist. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigte jüngst, dass vor allem kleinere Unternehmen hier großen Nachholbedarf haben: Während immerhin 57 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten Heimarbeitsplätze offerieren, gewährt nur jeder fünfte Betrieb mit weniger als 100 Mitarbeitern diese Option.

Die momentane Lage verursacht einen erhöhten IT-Service-Bedarf.

Um den Unternehmen und vor allem den Arbeitnehmern unter die Arme zu greifen, zeigen sich einige IT-Anbieter nun solidarisch und stellen ihre Lösungen kostenlos zur Verfügung. ThousandEyes bietet beispielsweise seine Netzwerk-Analysedienste zunächst einmal für 90 Tage gratis an, mit deren Hilfe Netzwerkprobleme behoben werden können. Kunden des Münchner Cloud-Dienstleisters Retarus haben wiederum einen freien Zugriff auf die Multichannel-Lösung ‚Retarus WebExpress‘. Die Anwendung stellt die Versandwege E-Mail, Fax und SMS über eine einheitliche Browser-Oberfläche bereit. Zu den Kunden des Unternehmens gehören unter anderem Adidas, Bayer, BNP Paribas, Bosch, Continental, DHL, T-Systems oder Sony.

Darüber hinaus entwickelte der auf Event-Technologien spezialisierte Anbieter Eventnet eine neue Produktlösung, die Video-Meetings als Alternative zu Vorort-Veranstaltungen ermöglicht. Während herkömmliche Systeme überwiegend kleinere Teilnehmergruppen virtuell vernetzen, können durch diese Applikation große Veranstaltungen mit bis zu 150 Teilnehmern online umgesetzt werden.

„Die Präsenzkultur im Berufsleben, aber auch in vielen anderen Bereichen, stellte schon vor Corona für viele eine Herausforderung dar, die noch andere Verpflichtungen haben oder schlicht weniger mobil sind. Jetzt sind wir plötzlich dazu gezwungen, die Möglichkeiten der digitalen Welt auszuschöpfen und New-Work-Ansätze wie Home-Office und Video-Konferenzen kollektiv umzusetzen“, sagt Maximilian Pohl, Gründer der Eventnet GmbH in Berlin. Der Corona-Virus bereitet dem Jung-Unternehmer ebenso einige Schwierigkeiten. So verlor dessen Firma nahezu sämtliche Aufträge für die nächsten drei Monate. Deshalb offeriert er Veranstaltern, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen Video-Konferenz-Lösungen als Alternative zu analogen Veranstaltungen.

Das Berliner Unternehmen viasto registriert gegenwärtig eine 80-prozentige Steigerung der Nachfrage nach seinen Video-Recruiting-Tools. Besonders Mittelständler digitalisieren vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ihre Bewerbungs-Prozesse. Denn zahlreiche Arbeitgeber treiben auch in der Krise ihre Mitarbeitersuche weiter voran, verzichten dabei allerdings auf Präsenztermine. Viele Personaler arbeiten derzeit aus dem Home-Office und sind auch deswegen gezwungen, neue Re­cruiting-Lösungen anzustreben, wenn sie wertvolle Kandidaten nicht verlieren möchten.

„Auch die Arbeitswelt in Deutschland wird derzeit durch den COVID-19-Virus komplett umgekrempelt. Das führt neben einigen schwierigen Herausforderungen auch zu einer beschleunigten Digitalisierung der Prozesse. Lange eingefahrene Prozesse und Vorgehensweisen kommen bei zahlreichen Arbeitgebern von heute auf morgen auf den Prüfstand und werden durch digitale Lösungen ersetzt“, konstatiert Martin Becker, Geschäftsführer der viasto GmbH in Berlin.

Weiterhin verursacht die momentane Lage einen erhöhten IT-Service-Bedarf. So mussten zum Beispiel die Mitarbeiter des IT-Dienstleisters Scholderer in den vergangenen Tagen in einem Zwei-Schicht-Betrieb IT-Servicekataloge erstellen. „Die wegen Corona zurückgehende Auftragslage verschafft vielen Unternehmen die Zeit, sich um eine klare Ordnung und Katalogisierung ihrer IT und der IT-Services zu kümmern. Die Betriebe nutzen in der aktuellen Corona-Phase unser Remote-Angebot und stellen ihre IT komplett Service-orientiert auf, damit sie nach der Krise gestärkt am Markt auftreten können“, zieht Dr. Robert Scholderer, Geschäftsführer der Scholderer GmbH in Bruchsal, eines auf IT-Service-Management spezialisierten Dienstleistungs- und Beratungsunternehmens, wenigstens etwas Positives aus der zurzeit misslichen Lage.

Zum Thema Sicherheit: Security-Experten empfehlen Unternehmen, diverse Vorkehrungen für ihre Home-Office-Modelle zu treffen. Alle Geräte, mit denen auf Unternehmens-Ressourcen zugegriffen wird, sollten durch regelmäßige Updates und Patches auf dem neuesten Stand gehalten werden. Zudem wird dazu geraten, diese mit einer zeitgemäßen Endpunkt-Sicherheitslösung vor Cyberangriffen zu schützen. Der Zugriff auf alle Unternehmensdaten (inklusive E-Mail-Zugang) sollte nur über ein gesichertes Virtuelles Privates Netzwerk (VPN) erfolgen. Mittels Zwei-Faktor-Authentifizierung lässt sich der Zugang zusätzlich absichern.

Außerdem spielt der Router im Heimnetzwerk eine zentrale Rolle, da der komplette Netzwerkverkehr über ihn abgewickelt wird. Nutzer sollten deshalb darauf achten, dass auch ihr Gerät stets auf dem aktuellen Firmware-Stand und mit eigenen Schutzfunktionen ausgestattet ist. Dasselbe gilt für andere Komponenten mit Netzwerkanbindung wie MFPs, Netzwerkspeicher (NAS-Systeme) oder Smart Speaker.

Insgesamt kann die Devise nur lauten: Aus der Not eine Tugend machen. Dies gilt sowohl für den Aufbau professioneller Home-Office-Strukturen und die Forcierung der Digitalisierung als auch für die Gestaltung des persönlichen Arbeitsalltags.

 

viasto-Geschäftsführer Martin Becker: „Auch die Arbeitswelt in Deutschland wird derzeit durch den COVID-19-Virus komplett umge­krempelt. Das führt neben einigen schwierigen Herausforderungen auch zu einer beschleunigten Digitalisierung der Prozesse.“

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