Diversität/IT-Branche

Schieflage bei Karriere-Chancen

Ausgabe-Nr.: 10/
2021

Den Marktforschern des französischen IT-Beraters ‚Capgemini‘ zufolge ist nur jedes zehnte globale Unternehmen im Tätigkeitsfeld ‚Technologie‘ Vorreiter bei der Verwirklichung von Diversität und Inklusivität. Das gilt sowohl für die Aufstiegs-Möglichkeiten der Mitarbeiter als auch für die entwickelten Produkte. Dabei profitieren Betriebe, die in ihren Tech-Teams auf diese Werte achten, von höheren Innovations-, Umsatz- und Markenwert-Chancen.

„Der Druck auf globale Unternehmen, Inklusion zu verwirklichen, wächst. Verbraucher erwarten heute, dass Organisationen inklusive Produkte, Services und Technologien entwickeln. Inklusivitäts-Fragen erst am Ende der Entwicklungs-Zyklen zu stellen, ist zu spät und damit wenig zielführend. Das Risiko diskriminierender Technologien können Unternehmen nur senken, indem sie bereits in der Konzeptions- und Entwicklungs-Phase möglichst diverse Nutzergruppen beteiligen“, erläutert Christina Schehl, Leiterin der Strategie-, Design- und Innovations-Einheit ‚frog‘ bei Capgemini Invent in München.

Eine weitreichende Diversität und Inklusivität führten bei über zwei Drittel der sogenannten ‚Vorreiter-Unternehmen‘ zu mehr Innovationen und einer größeren Differenzierung. Steigende Umsätze und eine höhere Zufriedenheit bei den Kunden erreichte mehr als jede zweite Firma. Das ergibt die Studie ‚The key to designing inclusive tech: Creating diverse and inclusive tech teams‘. Hierfür befragte das ‚Capgemini Research Institute‘ 500 Unternehmen. Es wurden jeweils eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter aus dem Technologie-Bereich sowie eine Führungskraft konsultiert. Außerdem diente eine separate Verbraucher-Befragung unter 5.000 Personen dazu, die Perspektive des Anwenders zu erfassen.

Das ernüchternde Ergebnis: Insgesamt 90 Prozent der Organisationen kämpfen mit Schwierigkeiten bei der Verwirklichung von Diversität und Inklusion innerhalb ihrer Teams. Eine Begründung von Capgemini: „Im Laufe der Pandemie gerieten die Unternehmen unter großen Druck, Tech-Talente, die ihren Anforderungen entsprechen, aus einem immer kleiner werdenden Kandidaten-Kreis zu rekrutieren. Dabei hat ihre Aufmerksamkeit für gute Diversitäts- und Inklusions-Praktiken nachgelassen. So ist eine Kluft zwischen der Wahrnehmung der Führungskräfte und der Realität, wie Mitarbeiterinnen und Teammitglieder aus ethnischen Minderheiten sie erleben, entstanden.“

Laut der Untersuchung vertreten 85 Prozent der Führungskräfte die Auffassung, dass alle Mitarbeitenden faire Chancen zur Karriere-Entwicklung und Beförderung erhalten. Dem stimmen aber lediglich 19 Prozent der Beschäftigten zu. So denken gerade einmal 22 Prozent der schwarzen Team-Mitglieder, dass sie gleichwertige Aufstiegs-Möglichkeiten bekommen. Des Weiteren glauben 75 Prozent der Führungsriege, dass Frauen und Team-Mitglieder aus ethnischen Minderheiten in ihren Unternehmen ein Gefühl der Zugehörigkeit erleben. Allerdings bestätigen das nur 24 Prozent.

Weniger als ein Fünftel der Frauen und Angestellten aus ethnischen Minderheiten sieht sich ausreichend repräsentiert. Darüber hinaus ist in IT-Teams nur jede fünfte Person weiblich. Wenn es um Karriere-Chancen geht, zeigt sich für beide Gruppen demnach eine Schieflage.

Hauptsitz von Capgemini in Berlin

Hauptsitz von Capgemini in Berlin: Die Autoren der Studie heben hervor, dass eine vielfältig besetzte IT-Belegschaft mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit inklusive Produkte hervorbringt. (Foto: Capgemini)

„Der Wandel muss von den Führungskräften der Technologie-Teams ausgehen: Sie sind gefordert, die Kluft zwischen ihrer Wahrnehmung und der ihrer Mitarbeiterinnen und Team-Mitglieder aus ethnischen Minderheiten zu überwinden. Dass Führungskräfte sich dazu auch mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen, ist eine Grundvoraussetzung zur Entwicklung inklusiver Technologie“, betont Schehl.

Auch die befragten Konsumenten sorgen sich über diskriminierende Technologien, die infolge unausgewogener IT-Teams entstehen. Etwa 66 Prozent der Verbraucher aus ethnischen Minoritäten sind darüber beunruhigt, dass ihre persönlichen Daten verwendet werden könnten, um ihre beruflichen Chancen zu beeinträchtigen. Daher müssen Arbeitgeber gleiche Chancen bei der Karriere-Entwicklung und dem Einfluss auf die Produkt-Entwicklung gewährleisten. Die Autoren der Studie heben hervor, dass eine vielfältig besetzte IT-Belegschaft mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit inklusive Produkte hervorbringt. Fairness gilt es ebenso bei der Überprüfung und Korrektur von algorithmischen Verzerrungen in KI-Systemen (-> Artikel „People Analytics/KI: Ein Ritt auf der Rasierklinge) zu garantieren.

Christina Schehl, Leiterin der Strategie-, Design- und Innovations-Einheit ‚frog‘ bei Capgemini Invent

Christina Schehl, Leiterin der Strategie-, Design- und Innovations-Einheit ‚frog‘ bei Capgemini Invent: „Der Druck auf globale Unternehmen, Inklusion zu verwirklichen, wächst. Verbraucher erwarten heute, dass Organisationen inklusive Produkte, Services und Technologien entwickeln.“ (Foto: Capgemini)

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