Digitalisierung der Wirtschaft

176 Mrd. US-Dollar Mehrkosten bis 2030

Ausgabe-Nr.: 1/
2019

Bis 2030 wird jeder vierte Job in Deutschland verloren gehen. Bereits in sieben Jahren verschwinden 17 Prozent der heutigen Berufe. Das sind konservative Schätzungen aus Deutschland. Weltweit gehen Unternehmen davon aus, dass 30 Prozent der heutigen Jobs bis 2030 wegfallen. Immerhin kann jeder dritte Arbeitnehmer in deutschen Unternehmen ausreichend umgeschult und in einem neuen Bereich eingesetzt werden.

Das ist das Ergebnis der aktuellen Untersuchung ‚Talent Shift‘ der Korn Ferry International GmbH in Frankfurt. „Wenn ein Viertel der Jobs wegfallen und ein Drittel der Arbeitnehmer umschulbar ist, dann hört sich das zunächst wie eine gute Nachricht an“, sagt Thomas Haussmann, Senior Client Partner bei der Personal- und Organisationsberatung. „Die Realität könnte aber anders aussehen: Gerade die wegfallenden Jobs sind bisher sehr personalintensiv und trotzdem eher einfacher Natur. Das ist der Grund, warum sie zunächst automatisiert, dann digitalisiert und schlussendlich wegfallen werden. Die Menschen in diesen Jobs sind darum nicht zwingend diejenigen, die deutsche Unternehmen für umschulbar halten.“

Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen vertritt die Meinung, dass Umschulungen für große Teile ihrer Belegschaft künftig eine sehr hohe Priorität einzuräumen ist. Sie wollen die ihnen bereits bekannten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für neue Aufgaben fit machen und damit im Unternehmen halten. Gleichzeitig erkannten 32 Prozent zwar die Relevanz für diese Maßnahmen, aber sie räumen groß angelegten Umschulungen eine niedrigere Priorität ein. 12 Prozent sagen, dass solche Qualifizierungsmaßnahmen für sie nicht in Frage kommen.

„Wir erleben eine kuriose Situation: Obwohl die Wirtschaft damit rechnet, dass jeder vierte Job verschwindet, werden bis 2030 gleichzeitig in Deutschland fast fünf (4,9) Millionen Fachkräfte fehlen“, sagt Haussmann. Mit anderen Worten: Es werden mehr Menschen gesucht, als dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Diese Situation können die Unternehmen nicht ausschließlich über externe Rekrutierung in den Griff bekommen. Sie müssen jetzt anfangen, breit angelegte Qualifizierungs-Maßnahmen und vor allem Mitarbeiter-Bindungsprogramme zu starten, wenn sie mit dieser Talentlücke adäquat umgehen wollen.

Dass nur 56 Prozent der Re-Qualifizierung eine hohe Priorität einräumen, erscheint verwunderlich. Denn jedes dritte der befragten Unternehmen geht sogar davon aus, dass neue Jobs mit dafür nicht ausreichend qualifizierten Beschäftigten besetzt werden müssen. „Darunter wird die Qualität des Arbeitsstandorts Deutschland leiden.“ (Haussmann)

Immerhin: Qualifizierung landet damit auf Platz zwei als Instrument zur Mitarbeiter-Bindung. Der erste Platz: 62 Prozent der Unternehmen sehen es als Top-Priorität an, ihre Arbeitgeber-Marke weiter zu entwickeln. 54 Prozent halten es zudem für sehr relevant, die Gehälter gerade für Hochqualifizierte anzuheben. Bei Korn Ferry erkennt man dies in einigen Branchen bereits bei Neueinstellungen. Während die allgemeinen Gehaltserhöhungen in den meisten Fällen in geordneten Bahnen zwischen nominell zwei und drei Prozent verlaufen, wird für Einsteiger oder Jobwechsler zum Beispiel in Bereichen wie IT-Sicherheit oder technischer Vertrieb heute relativ betrachtet mehr bezahlt. „Es ist davon auszugehen, dass sich derartige Gehaltsanhebungen auch auf die vorhandene Belegschaft ausdehnen werden.“ Die Korn-Ferry-Studie ‚Salary Surge‘ (2018) berechnete, dass auf deutsche Unternehmen dafür Mehrkosten in der Höhe von 176 Mrd. US-Dollar bis zum Jahr 2030 zukommen.

Menschen, die nicht über eine höhere Qualifikation oder die relevanten neuen Hard-Skills verfügen, können durch Automatisierung ersetzt werden.

Eine relevante Minderheit der deutschen Unternehmen von 41 Prozent ist der Ansicht, dass Technologie die Menschen zum Großteil irrelevant machen wird. Gleichzeitig sagen aber 83 Prozent der Unternehmen, dass diese Technologien eine Vielzahl neuer Jobs für Hochqualifizierte schaffen werden. Und 79 Prozent sind sich sicher, dass gerade durch diese Entwicklung Unternehmen menschliche Fähigkeiten in einer neuen Form schätzen werden.

„Die Soft-Skills von heute sind die Hard-Skills von morgen“, sagt Haussmann. „Einige Dinge können Maschinen einfach schlechter als Menschen, vor allem wenn Empathie und Kreativität erforderlich sind. Auch wenn es dazu erste technologische Ansätze gibt, gehen Unternehmen nicht davon aus, dass Menschen sich schnell ersetzen lassen werden. Gleichzeitig lässt sich in den Zahlen aber auch eine nicht ausblendbare Realität ablesen: Diese Menschen, die nicht über eine höhere Qualifikation oder die relevanten neuen Hard-Skills verfügen, können durch Automatisierung ersetzt werden. Das trifft vor allem diejenigen in der Gesellschaft, die über keinen akademischen oder gleichwertigen Abschluss verfügen und die in einer Tätigkeit eingesetzt werden, die leicht zu digitalisieren ist. Hier werden nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern gesellschaftlich neue Lösungsszenarien notwendig sein. Wirtschaft und Politik werden hier künftig eng zusammenarbeiten müssen, um diese Herausforderung bewältigen zu können.“

 

Thomas Haussmann, Senior Client Partner bei Korn Ferry International: „Obwohl die Wirtschaft damit rechnet, dass jeder vierte Job verschwindet, werden bis 2030 gleichzeitig in Deutschland fast fünf (4,9) Millionen Fachkräfte fehlen.“

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