Ausbildungs-Markt

Pandemie befeuert Mangel an Fachkräften

Ausgabe-Nr.: 9/
2021

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet infolge der Corona-Pandemie einen deutlichen Rückgang bei den Hochschul-Absolventen. Damit nicht genug: Vor allem die duale Berufsausbildung musste im vergangenen Jahr einen kräftigen Dämpfer einstecken. Wie eine aktuelle Auswertung der Kreditanstalt für Wiederaufbau zeigt, verringerten 28 Prozent der mittelständischen Ausbildungs-Betriebe in 2020 die Anzahl ihrer Azubis. Auch zu Beginn des neuen Ausbildungs-Jahres ist keine Erholung des Marktes in Sicht. Damit spitzt sich die Nachfrage nach Fachkräften weiter zu.

„Die Vorab-Auswertung des KfW-Mittelstandspanels macht wenig Hoffnung auf eine schnelle Erholung oder Nachholeffekte auf dem deutschen Ausbildungs-Markt. Möglicherweise wird die Bereitschaft, langfristig Verantwortung für Auszubildende zu übernehmen, noch durch Unsicherheit bezüglich des stockenden Impftempos und der Delta-Variante gebremst. Für die Wettbewerbs-Fähigkeit der mittelständischen Unternehmen, die bereits heute häufig unter Fachkräfte-Mangel leiden, ist es wichtig, dass die Ausbildungs-Aktivität möglichst bald zum Vorkrisen-Niveau zurückkehrt“, ordnet Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt, die aktuelle Situation auf dem Ausbildungs-Markt ein.

Die Hessen stellen im Rahmen des repräsentativen ‚KfW-Mittelstandspanels 2021‘* fest, dass 28 Prozent der mittelständischen Ausbildungs-Betriebe die Zahl ihrer Azubis in 2020 senkten. Für 2021 erwartet jeder vierte Mittelständler am Jahresende weniger Lehrlinge unter Vertrag zu haben als noch im Vorjahr. Es gibt jedoch auch Unternehmen, die in der Krise ihre Aktivitäten ausweiten (-> Artikel Neues Ausbildungs-Jahr: Einblicke in die IT-Branche). So rechnen der Befragung zufolge in diesem Jahr rund 15 Prozent mit einem Anstieg der Azubis. Damit sind sie, wie bereits 2020 (19 Prozent), allerdings klar in der Minderheit. In den beiden Krisenjahren konnte damit ungefähr die Hälfte der Firmen die Ausbildungs-Tätigkeit konstant halten.

Die Abnahme der Ausbildungs-Angebote stellt sich je nach Größe und Branchen-Zugehörigkeit eines Unternehmens unterschiedlich dar. Wie die KfW-Befragung für das Jahr 2020 darlegt, sind Kleinst-Betriebe mit weniger als fünf Beschäftigten am stärksten betroffen. Hier ist ein Abbau um 30 Prozent respektive ein Anstieg um 15 Prozent zu verzeichnen. Bei den größeren Mittelständlern mit mindestens 50 Beschäftigten halten sich Rückgang und Anstieg mit jeweils 30 Prozent die Waage. Gesunkene Azubi-Zahlen sind im verarbeitenden Gewerbe besonders häufig (35 Prozent).

Traditionell absolvieren etwa 90 Prozent der Azubis in Deutschland ihre Ausbildung in einem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Der überwiegende Teil der dualen Berufsausbildung findet damit im Mittelstand statt. Von den insgesamt 3,8 Millionen KMUs sind 450.000 (12 Prozent) Ausbildungs-Betriebe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Anzahl aller neuen Ausbildungs-Verträge in 2020 um 9,3 Prozent von 513.300 auf 465.700 zurückgegangen. Die Gesamtzahl der betrieblichen Auszubildenden betrug am Jahresende 2020 zirka 1,29 Millionen. Das entspricht einem Abfall um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr (2019: 1,33 Millionen).

Zur Situation in den Hochschulen: Im Prüfungsjahr 2020 (Winter-Semester 2019/2020 und Sommer-Semester 2020) erwarben hierzulande rund 477.000 Studierende einen Abschluss. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das sechs Prozent weniger als im Vorjahr (508.000). „Im Rückgang der Absolventen-Zahlen im Prüfungsjahr 2020 zeigen sich die Folgen der Corona-Krise. Pandemiebedingt wurden Prüfungen zum Teil in Folge-Semester verschoben. Bibliotheken, Labore und Werkstätten waren zeitweise geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar. Das erschwerte nicht nur die Durchführung von Prüfungen, sondern auch die Prüfungs-Vorbereitung für die Studierenden“, erläutert Thomas Feuerstein aus dem Referat ‚Hochschulen‘ im Statistischen Bundesamt in Wiesbaden.

Statistisches Bundesamt in Wiesbaden

Statistisches Bundesamt in Wiesbaden: Die Anzahl aller neuen Ausbildungs-Verträge ist im Jahr 2020 um 9,3 Prozent von 513.300 auf 465.700 zurückgegangen. (Foto: Statistisches Bundesamt/Destatis)

Die Absolventen-Zahlen sanken durchgängig in allen Bundesländern: Der stärkste Rückgang erfolgte in Berlin mit minus zwölf Prozent, gefolgt von Brandenburg (minus elf Prozent), Bremen (minus zehn Prozent) und Thüringen (minus neun Prozent). In Nordrhein-Westfalen, an dessen Hochschulen 22,5 Prozent aller Abschlüsse erworben wurden, graduierten drei Prozent weniger Studierende und Promovierende als im Vorjahr. Die Hälfte aller Qualifikationen im Jahr 2020 konnte in Bachelor-Studiengängen erreicht werden. Gut ein Viertel entfällt auf ein Master-Studium.

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*Das KfW-Mittelstandspanel ist eine jährliche Erhebung unter den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland mit einem Jahres-Umsatz von maximal 500 Millionen Euro. An der aktuellen Befragungs-Welle beteiligten sich zwischen Februar und Juni 2021 etwa 11.400 mittelständische Betriebe.

KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib

KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib: „Möglicherweise wird die Bereitschaft, langfristig Verantwortung für Auszubildende zu übernehmen, noch durch Unsicherheit bezüglich des stockenden Impftempos und der Delta-Variante gebremst.“ (Foto: KfW-Bildarchiv/Thorsten Futh)

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