Arbeitsmarkt 2020

Trends & Prognosen

Ausgabe-Nr.: 1/
2020

Die Einstellungs-Bereitschaft deutscher Arbeitgeber nimmt weiter ab. Im aktuellen ManpowerGroup-Arbeitsmarkt-Barometer liegt der so genannte Netto-Beschäftigungsausblick* für das erste Quartal 2020 bei nur vier Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Dennoch blicken Personal-Verantwortliche in einer Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half zuversichtlich ins kommende Jahr und äußern sich positiv zu den Wachstums-Aussichten für das erste Halbjahr dieses Jahres. Auch die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer zeigt sich im Hinblick auf die eigene Karriere optimistisch.

„Für Deutschland besteht kein Grund zur Panik. Nach einer langen Phase des Aufschwungs gibt es nun eine Abkühlung. Viele Unternehmen haben mit dieser Entwicklung schon länger gerechnet und reagieren entsprechend vorbereitet. Sie stellen kein neues Personal ein und setzen eher auf Kurzarbeit, statt Entlassungen auszusprechen. Damit wird der Neustart nach einer schwierigen Phase erleichtert. Das ist eine wichtige Lektion, die aus der vergangenen großen Krise nach dem Einbruch der Finanz- und Kreditmärkte gelernt wurde“, erklärt Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der Manpower­Group Deutschland GmbH & Co. KG in Frankfurt.

Im vorangegangenen Quartal lag der Ausblick auf die Netto-Beschäftigung bei sechs Prozent und im vergleichbaren Vorjahresquartal noch bei neun Prozent. 90 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie ihre Belegschaft stabil halten und zwischen Januar und März 2020 keine neuen Mitarbeiter einstellen wollen. Im ersten Quartal 2019 lag dieser Wert noch bei 81 Prozent. Zudem planen lediglich vier Prozent der Firmen hierzulande, neues Personal einzustellen. Im Vorjahres-Zeitraum waren es noch elf Prozent (-> Tabelle 1).

Diese Abkühlung wird vor allem bei großen und mittelgroßen Firmen deutlich. Der Netto-Beschäftigungsausblick beläuft sich bei großen Unternehmen im ersten Quartal 2020 saisonbereinigt zwar noch auf plus 19 Prozent, doch im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht dies einem Rückgang von 20 Prozent. Bei den mittelgroßen Betrieben beträgt der Wert zu Beginn des neuen Jahres neun Prozent (minus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal) (-> Grafik 1).

Trotz unsicherer Wirtschafts-Prognosen rechnen Führungskräfte mit einem Wachstum ihres Unternehmens. 96 Prozent der Manager blicken positiv auf das erste Halbjahr 2020. Das geht aus der aktuellen Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half hervor, für die mehr als 5.000 CFOs, CIOs und weitere Manager mit Personal-Verantwortung in 13 Ländern befragt wurden (702 davon in Deutschland).

In Deutschland nehmen 95 Prozent eine sehr zuversichtliche (53 Prozent) oder ziemlich zuversichtliche (42 Prozent) Haltung ein. Die Hauptgründe für diese gute Einschätzung sollen das aktuelle Wirtschaftsklima, die Besetzung ausgeschriebener Stellen mit geeigneten Mitarbeitern und die zunehmende Geschwindigkeit der Digitalisierung sein.

Einhergehend mit dem Unternehmens-Wachstum möchten 37 Prozent der deutschen Unternehmen das Personal in diesem Jahr aufstocken. 35 Prozent planen, frei werdende Stellen erneut zu besetzen. Die Gründe für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter sind das gegenwärtige Wirtschafts- und Geschäftsklima, eine erhöhte Arbeitsbelastung und die Alterung der Belegschaft. Aufgrund dieser Faktoren befürchten die Führungskräfte ebenfalls eine Qualifikationslücke. 63 Prozent der Manager gehen davon aus, dass die Wachstums-Möglichkeiten der Unternehmen durch mangelndes Know-how beeinträchtigt werden könnten.

„Die Möglichkeit, in Zukunft gefragte Qualifikationen weiter auszubauen, wird für Kandidaten immer wichtiger. Arbeitgeber müssen Mitarbeiter und Bewerber mit Potenzial und Veränderungswillen stärker fördern und sie für neue Aufgaben weiterbilden. Diese Notwendigkeit sehen wir nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, um dem Fachkräfte-Mangel zu begegnen. Entsprechend sollte das Mantra für Arbeitgeber im nächsten Jahr lauten: Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung“, erläutert Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe & France bei der Robert Half Deutschland GmbH & Co. KG.

Der Studie zufolge erlangen Projekte rund um den technologischen Wandel 2020 weiterhin die größte Aufmerksamkeit. Manager legen ihren strategischen Fokus im kommenden Jahr auf IT-Sicherheit (35 Prozent), Projekte zur digitalen Transformation (30 Prozent) und Kostenmanagement (25 Prozent). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Mitarbeiter-Gewinnung und -Bindung sowie ihre Weiterbildung (35 Prozent).

Zu den Ansichten der deutschen Arbeitnehmer: Die Mehrheit glaubt, dass die Arbeitslosenzahlen 2020 ansteigen werden. Ihre persönlichen beruflichen Ambitionen bleiben davon aber unberührt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Königsteiner Gruppe, an der 1.110 Beschäftigte teilnahmen, die in den nächsten zwölf Monaten einen Jobwechsel anstreben.

55 Prozent der Befragten meinen, dass die Zahl der Erwerbslosen 2020 ansteigen wird. Nur zwölf Prozent erwarten eine gegenteilige Entwicklung. Von den Skeptikern halten dennoch zwei Drittel an ihrer persönlichen Karriereambition (Jobwechsel) fest. Speziell junge Arbeitnehmer zwischen 18 und 29 Jahren lassen sich von einer möglichen Rezession auf dem Beschäftigtenmarkt nicht beunruhigen. 43 Prozent von ihnen gehen zwar ebenso von rückläufigen Zahlen aus, aber nur 20 Prozent überdenken deshalb ihren Wunsch, den Arbeitgeber zu wechseln. Etwas anders ist die Situation bei den berufserfahrenen 40- bis 49-Jährigen. In jener Altersgruppe kalkulieren 60 Prozent eine Verschlechterung mit ein, weshalb 36 Prozent ihren Entschluss noch einmal auf den Prüfstand stellen.

„Unsere Studie zeigt, dass vor allem junge Menschen sehr positiv nach vorne schauen und unabhängig von den derzeit eher schlechten Prognosen von Wirtschafts-Experten an ihrer Karriere-Planung arbeiten. Trotzdem ist der Jobwechsel auch immer eine Entscheidung, die abgesichert sein sollte. Erst wenn der neue Job sicher ist, wird der aktuelle auch gekündigt. Das gilt auch und gerade für junge Arbeitnehmer“, sagt Nils Wagener, CVO der Königsteiner digital GmbH in Berlin.

Zu den weiteren Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: Bis 2025 wird ‚Remote Work‘ als Maßnahme gegen die Verkehrsüberlastung in Städten wahrscheinlich stark an Bedeutung gewinnen. Auch wenn man in Deutschland von dieser Idee bislang relativ wenig vernahm, könnte das Konzept in überfüllten Millionenstädten schon bald eine große Rolle spielen.

Darüber hinaus wird der Mentalitäts-Wandel aufgrund der verstärkten Präsenz von Millenials und Angehörigen der Generation Z in der Arbeitswelt weiter voranschreiten. Arbeitgeber sind zunehmend darauf angewiesen, eine Campus-artige Flexibilität anzubieten, in deren Rahmen sich Teams selbständig organisieren und ihren Arbeitsort frei bestimmen können. Von dieser Flexibilität profitieren nicht nur die Angestellten, sondern auch die Arbeitgeber, da Unternehmen ihre Kosten für Immobilien und Energie durch die Zunahme von ‚Remote Work‘ signifikant reduzieren können.

Des Weiteren tritt das Thema Agilität im Zusammenhang mit Unternehmens-Software noch stärker in den Vordergrund. Über 70 Prozent der amerikanischen ‚Fortune 1000‘-Unternehmen werden 2020 Abteilungs-übergreifende Implementierungen für Work Management nutzen, um ihre digitalen Initiativen zu vernetzen.

Außerdem können immer mehr Routineaufgaben dank Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning automatisiert werden. Folglich bleiben für die Arbeitnehmerschaft langfristig vor allem anspruchsvolle Aufgaben übrig, die wiederum ein entsprechendes Skillset im Hinblick auf kreative, soziale und strategische Fähigkeiten erfordern. Die heute oft verkannten Geisteswissenschaften, aber auch kreative Studiengänge könnten dabei zu einer gefragten Qualifikation werden, da Storytelling, Content und Design für Marken immer wichtiger werden.

Weiterhin prognostiziert der amerikanische Anbieter Wrike, dass E-Learning-Plattformen 2020 endgültig in den Mainstream vorstoßen und in einigen Fällen sogar zur Pflicht werden. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen, die 2018 für eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) befragt wurden, gaben an, dass sie bereits digitale Lernmedien einsetzen. Zudem werden die von Unternehmen genutzten Software-Plattformen ein immer wichtigerer Faktor bei der Gewinnung von neuem Personal. Besonders die Angehörigen der Z-Generation legen vermehrt Wert darauf, dass Arbeitgeber ihnen Entwicklungs-Möglichkeiten bieten, die mit der Verwendung und Beherrschung von marktüblichen Technologien in Verbindung stehen.

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*Der Netto-Beschäftigungsausblick errechnet sich, indem der Prozentsatz der Arbeitgeber, die im kommenden Quartal Personalabbau planen, von dem der Arbeitgeber, die mit Stellenzuwächsen rechnen, abgezogen wird. Das Ergebnis dieser Berechnung ist der Netto-Beschäftigungsausblick.

 

Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der Man­powerGroup Deutschland: „Für Deutschland besteht kein Grund zur Panik. Nach einer langen Phase des Aufschwungs gibt es nun eine Abkühlung. Viele Unternehmen haben mit dieser Entwicklung schon länger gerechnet und reagieren entsprechend vorbereitet.“

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