Blockchain

Fundamentale Umkrempelungen

Ausgabe-Nr.: 11/
2018

Die Blockchain gehört in diesem Jahr zu den wichtigsten Trendthemen für die Digitalbranche in Deutschland. Diese Schlüsseltechnologie rückt erstmals in die Top 10 der digitalen Trendthemen und gewinnt nach Meinung von Experten neben der Künstlichen Intelligenz (KI) weiter an Bedeutung. Diese Technologie soll sicherstellen, dass beispielsweise Finanztransaktionen offen, sicher und ohne die Notwendigkeit eines zentralen Leitungsorgans aufgezeichnet werden können. Im Kern stellt die Technologie zuverlässige dezentral geführte Transaktions-Datenbanken zur Verfügung. Mit deren Hilfe können Daten sicher und unabhängig von Transaktionen zwischen Parteien gespeichert werden. Das Verfahren hat das Potenzial, eine große Anzahl von Aufgaben und Geschäftsprozessen zu automatisieren und zu rationalisieren.

Warum sollten Unternehmen Mitarbeiter darauf vorbereiten? Was wissen sie darüber? Vielleicht denken sie sofort an Bitcoin, die bekannteste der zahlreichen „Krypto-Währungen“, die online gehandelt werden? Der Digitalverband Bitkom e. V. in Berlin beschäftigte sich unter anderem mit diesen Fragen und veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse einer Umfrage. Sie ergab, dass jedes vierte Start-up plant, auf Blockchain-Technologie zu setzen.

Da Start-ups häufig die Vorreiter für den Einsatz neuer Technologien sind, folgert der Interessenverband der ITK-Industrie: „Die Blockchain hat das Potenzial, fast jede Branche fundamental zu verändern.“ Man könnte vermuten, dass dieses zunächst lediglich technische Mitarbeiter und die IT-Abteilung tangiert. Die Technologie hat jedoch das Potenzial, auch den Bereich HR und das Mitarbeiter-Management völlig neu zu gestalten, und würde damit in Zukunft fast jeden Angestellten und Unternehmer betreffen.

Bitcoin, eine Blockchain-basierte dezentrale digitale Währung ohne Zentralbank oder Einzeladministrator, machte im Dezember 2017 Schlagzeilen. Da stieg ihr Wert auf ein Allzeithoch von fast 20.000 US-Dollar. Inzwischen ist der Hype wieder am Boden angelangt. Doch mittlerweile wird Blockchain-Technologie für unzählige Bereiche genutzt.

Die Auswirkungen, die dies auf unsere Arbeitswelt und unser Leben haben wird, zeigen sich mit jeder neuen Anwendung. Zahlreiche Blockchain-Projekte sind in großen Organisationen bereits in vollem Gange. Mehr als 75 der weltweit größten Banken, darunter JP Morgan, Santander und Société Générale, sind dem Interbank Information Network (IIN) beigetreten, das die Blockchain-Technologie einsetzt, um die Reibung im globalen Zahlungsprozess zu minimieren.

Beispiel: Lebensmittelbranche. Dort werden Lieferketten, der internationale Handel, Betrugsbekämpfung oder auch der Verbraucherschutz durch die Blockchain beeinflusst. Da diese mit Informationen zu Produkt, Transportweg, Verarbeitungszyklus und Kundenkauf gefüttert wird, hat sie das Potenzial, den Lebensmittel-Markt stärker zu demokratisieren und Oligopole, Marktkonzentrationen und Intransparenzen abzubauen.

Walmart gab beispielsweise kürzlich bekannt, dass eine Blockchain-Datenbank im Einsatz ist, um Salat- und Spinat-Lieferungen zu verfolgen. Im nächsten Jahr werden mehr als 100 Walmart-Lieferanten detaillierte Informationen über ihre Lebensmittel in eine von IBM entwickelte Blockchain-Datenbank eingeben, damit der Einzelhändler Lieferwege verfolgen und Verunreinigung melden kann.

Unsere Wirtschaft und das Arbeitsleben steht am Anfang einer technologischen Revolution. Blockchain sowie eine Reihe weiterer neuer Technologien, darunter Künstliche Intelligenz (KI), Maschinelles Lernen (ML) und 5G, verändern die Arbeitsaufgaben und die geforderten Fähigkeiten von Mitarbeitern in einem grundlegenden Ausmaß. Blockchain-basierte Technologien werden sich wiederholende Aufgaben automatisieren, globale Datenprozesse erheblich beschleunigen und eine große Anzahl von Jobs ersetzen.

„Auch Beurkundungen können ohne Notar erfolgen, Verträge als Smart Contracts sicher abgewickelt oder die komplette Lieferkette eines Produkts transparent dargestellt werden“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Aktuell werden die Möglichkeiten der Blockchain ausgelotet. Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass die deutsche Digitalwirtschaft diese Chancen erkennt. Jetzt gilt es, auf Grundlage der Technologie praxistaugliche Lösungen zu entwickeln.“

Derzeit gibt es nur begrenzt wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema, sodass genaue Prognosen der zukünftigen Anforderungen an Mitarbeiter und Einflüsse auf die Arbeitswelt schwierig sind. Bei einem Blockchain-Gipfel erklärte der CEO eines der am besten finanzierten Start-ups der letzten Jahre, dass die Blockchain 30 bis 60 Prozent der aktuellen Arbeitsplätze redundant werden lassen könnte. Einfach dadurch, dass die Benutzer Daten sicher über einen gemeinsamen Datensatz teilen können.

Die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern mit den passenden Fähigkeiten wird in den kommenden Jahren, mehr als je zuvor, von entscheidender Bedeutung sein.

Um in der Blockchain-Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen neue Denkansätze anwenden, um ihre Mitarbeiter auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten. Der Einsatz von Blockchain unterstützt Betriebe dabei, innovative neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Um für diesen Fokus mehr Zeit zu schaffen, hilft die Technologie dabei, Routineaufgaben zu eliminieren, Kosten zu reduzieren und die Funktionsweise von Unternehmen nachhaltig zu verändern. Dazu müssen jedoch neue Arbeitsprozesse etabliert werden. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter darauf vorbereitet sind, um an einem neuen, digital transformierten Arbeitsplatz erfolgreich zu sein.

Eine gute Nachricht bleibt den IT-Fachkräften vorbehalten. Die Nachfrage nach Programmierern wird auch mit Blockchain weiter wachsen. Mitarbeiter anderer Fachbereiche werden jedoch ihren Wert auf neue Art und Weise beweisen müssen, da viele Routineaufgaben durch die zunehmende Automatisierung wegfallen werden. Auf dem Weg in die Blockchain-Zukunft muss sich das Management in der Führungsetage überlegen, wie die Rollen der Mitarbeiter so verändert werden können, dass sie auch im Zeitalter der Automatisierung einen Mehrwert bieten.

Job-Rollen müssen wertebasiert werden und sich von der einfachen Aufgabenausführung hin zur Prozessverbesserung entwickeln. Die Automatisierung ebnet dabei den Weg für unzählige neue Möglichkeiten. Die Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, ihre Belegschaft zu stärken. Sie müssen sicherstellen, dass die Mitarbeiter bereit, willens und in der Lage sind, neue und aufregende Rollen erfolgreich anzunehmen. Das bedeutet aber auch, dass die Belegschaft weiterqualifiziert oder gegebenenfalls umgeschult werden muss. Auf diese Weise können Mitarbeiter ihre Rollen erweitern und um kreativere Aufgaben ergänzen, statt Gefahr zu laufen durch die Automatisierung von Routinearbeiten überflüssig zu werden, analysiert der Berliner Verband.

Trotz der Schwierigkeit der Vorhersage, wie viele dieser neuen Rollen aussehen werden, geht beispielsweise eine Untersuchungen von Dell und dem Institute for the Future (IFTF) davon aus, dass 85 Prozent der Jobs, die wir im Jahr 2030 sehen werden, heute noch gar nicht existieren. Wichtige Aspekte werden jedoch unsere einzigartigen menschlichen Befähigungen, wie kreatives Denken, Kommunikations- und Führungsfähigkeiten, unsere Anpassungsfähigkeit und weitere Soft Skills sein.

Die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern mit den passenden Fähigkeiten wird in den kommenden Jahren, mehr als je zuvor, von entscheidender Bedeutung sein. Der Schlüssel zum langfristigen Erfolg für viele Unternehmen besteht aber auch darin, ihren Beschäftigten die Möglichkeit zu bieten, in eine Rolle zu wechseln, die qualifizierter, wertorientierter und lohnender für sie ist.

Das setzt voraus, dass sie Zugang zu qualitativ hochwertigen Schulungen für digitale Kompetenzen erhalten und gleichzeitig eine unternehmensweite Kultur des kontinuierlichen Lernens gefördert wird. Dies wird nicht nur den Mitarbeitern helfen, sich auf die Arbeitsplätze von morgen vorzubereiten, es wird auch Innovationen innerhalb des Unternehmens vorantreiben.

PS: In „Der Spiegel“ Nr. 45/2018 ist in der letzten Woche ebenfalls ein Beitrag über Blockchain erschienen. Er setzt sich ausgesprochen distanziert mit diesem Thema auseinander. Dort kommen unter anderem Kritiker zur Wort, die Blockchain als die am „stärksten überschätzte Technik aller Zeiten“ bewerten. – Uns fällt dazu ein, dass bei dem ersten Erscheinen des Internets viele Bedenkenträger den Hinweis lieferten, dass das Einholen von nutzwerten Informationen aus dem WorldWideWeb dem Bemühen gleicht, seinen „Durst aus einem Feuerwehr-Schlauch zu löschen“.

 

 

Bitkom-Präsident Achim Berg: „Aktuell werden die Möglichkeiten der Blockchain ausgelotet. Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass die deutsche Digitalwirtschaft diese Chancen erkennt. Jetzt gilt es, auf Grundlage der Technologie praxistaugliche Lösungen zu entwickeln.“

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