Warenwirtschafts-Software

Ruinöse Ergebnisse

Ausgabe-Nr.: 10/
2018

Die Konfusion bei der Einführung neuer Warenwirtschafts-Programme scheint zu den Ritualen zu gehören, die die Software-Branche mit ihren Kunden unter Entstehung sehr hoher Kosten immer wieder neu zelebriert. Angefangen von den Branchen-Größen wie SAP oder Oracle bis hin zu den mittelständischen Software-Anbietern, die bei ihren Kunden oft genug einen riesigen Flurschaden anrichten und die Anwender zur Weißglut treiben.

 

Geradezu legendär sind die Investitionsruinen von Anbietern in der ITK-Branche, wo die Schuster oft genug mit durchgelaufenen Sohlen auf die Pirsch gehen. Etwa die  Peacock AG aus Wünnenberg-Haaren, seinerzeit einer der führenden PC-Distributoren in Europa. Die Firma wurde 1978 von den Vorstandsmitgliedern Hartmut Hellweg und Hermann Greif gegründet und erreichte Anfang der 90er Jahre einen Umsatz von weit mehr als einer Milliarde DM. Im Geschäftsjahr 1995/96 (30. September) geriet Peacock mit einem Verlust von 50 Millionen DM in die roten Zahlen. „Die misslungene Einführung unserer SAP-Software führte dazu, dass wir das lebenswichtige Jahresend-Geschäft mit Handzetteln abwickeln mussten“, beklagte sich Peacock-Vorstand Hellweg seinerzeit beim INFO-MARKT.

Unvergessen auch der Trouble bei Canon und Ricoh, die ihre Logistik mit einem Warenwirtschafts-System der Oracle Corp. in Redwood City (Kalifornien) in die Zukunft führen wollten. Der damalige europäische Canon-Präsident Hajime Tsuruoka räumte in einem Gespräch mit INFO-MARKT 2004 ein, dass die Implementierung der Software in die europäischen Landesgesellschaften ihn und seine Mannschaft in London den letzten Nerv gekostet hat.

Der Leidensweg von Ricoh Deutschland ist immer noch nicht zu Ende. In der Zentrale in Hannover wurde das Oracle-System im April 2012 eingeführt. Kurz darauf entstand an vielen Stellen und Abteilungen ein Chaos. Nur ein Beispiel von vielen: Bei der Rechnungsstellung an die Kunden wurde nicht wie üblich der gesamte Bestand an Maschinen mit einer Faktura, sondern pro Maschine erstellt. Ein Ricoh-Kunde mit 250 Geräten erhielt monatlich für jedes einzelne Gerät eine Rechnung. „Tausende von Kunden standen Kopf und wir konnten uns bei vielen überhaupt nicht mehr blicken lassen“, erinnert sich ein Mitarbeiter. Er schätzt den direkten und indirekten Schaden über die letzten Jahre seit der Oracle-Einführung auf bis zu 80 Millionen Euro. Angeblich läuft das System bei Ricoh heute immer noch nicht rund.

Beim Thema ‚Warenwirtschafts-Systeme‘ rasten auch viele Fachhändler völlig aus. (INFO-MARKT berichtete in den letzten Monaten in verschiedenen Ausgaben über die ‚Heldentaten‘ der Anbieter.) Nachstehend ein Auszug eines aktuellen Vertriebspartners aus Nordrhein-Westfalen über den Horror bei der Ablösung eines betagten Systems durch eine ‚moderne‘ Software:

„Mit der Software-Lösung sind wir zufrieden. Sie ist sehr anspruchsvoll und verfügt beispielsweise im Fleet-Management über Schnittstellen und zahlreiche Automatismen. Aber es wurden immer wieder Zusagen im Hinblick auf individuelle Anpassungen an die Standard-Software abgegeben und nicht eingehalten. Ein weiteres Problem ist der Support. Der Lieferant schickte uns IT-Spezialisten, die von unserer Branche keine Ahnung hatten. Dadurch verzögerte sich die Einführungszeit enorm. Und aufgrund der schlechten und fehlerhaften Betreuung entstand eine doppelte Belastung bei Ablösung unseres alten Warenwirtschafts-Systems. Es hat nicht viel gefehlt und der Umstieg hätte unsere Firma fast ruiniert.“

 

 

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