Synaxon AG

Krisengewinner

Ausgabe-Nr.: 21/
2017

Bei Bruno Fortmeier klingelt mal wieder die Kasse. Auch für das Geschäftsjahr 2016 hat die Synaxon AG wieder kräftig Dividende gezahlt. Zudem baut der Mehrheitsaktionär seine Machtbasis in Europas größter IT-Verbundgruppe konsequent aus, ohne dafür ins eigene Risiko zu gehen. Es scheint, dass ausgerechnet er am angeblichen Überlebenskampf vieler Systemhäuser ganz prächtig verdient.

Die letzte Hauptversammlung der Synaxon AG fand am 12. Mai 2017 in Schloß Holte-Stukenbrock statt. Neben dem Beschluss der Dividende stand vor allem die Stärkung der Machtbasis von Mehrheitsaktionär Bruno Fortmeier auf der Agenda. Über die ARF Holding kontrollierte er bis dato mehr als 75 Prozent aller Aktien. Künftig soll sein Einfluss noch wachsen.

Für das Geschäftsjahr 2016 schüttet „Europas größte IT-Verbundgruppe“ (Synaxon über Synaxon) eine Dividende von 0,35 Euro pro Aktie aus. In den Jahren zuvor hatte die Quoten bei 0,70 Euro und 0,55 Euro gelegen. Insgesamt wurden in dieser Zeit rund 5,66 Millionen Euro an die Aktionäre gezahlt, obwohl die Jahresüberschüsse sich auf lediglich 4,62 Millionen Euro summierten. Die Differenz wurde aus den satten Gewinnrücklagen finanziert.

Das Unternehmen kann sich diesen Aderlass leisten. In den letzten Jahren lag die Gewinnmarge trotz sinkender Umsätze stabil bei rund 25 Prozent (-> Tabelle 3).

Das Unternehmen wurde 1991 als Gegenentwurf zu traditionellen Verbundgruppen wie Soennecken oder Büroring gegründet. Was alle diese Verbundgruppen eint: Durch einen zentralen Einkauf setzen sie bessere Einkaufskonditionen für ihre Mitglieder bei den Lieferanten durch. Damals boomte das PC-Geschäft mit privaten und professionellen Endkunden. Die Gründer der Synaxon AG aber organisierten ihr Start-up nicht als Genossenschaft, sondern als Kapitalgesellschaft.

Und diese expandierte kräftig. 1999 ging die Synaxon AG an die Börse, kurze Zeit später kaufte sie die Verbundgruppen Akcent und iTeam zu, um die Eigenmarken PC-Spezialist und Microtrend zu ergänzen. 2008 folgte die Expansion nach Großbritannien. Die Zahl der Partner stieg auf über 3.000.

Die Erfindung von Smartphones und Tablet-PCs und der damit verbundene Transfer eines Großteils der IT-Infrastruktur in die Cloud setzten dieser Entwicklung ein jähes Ende. Das Unternehmen geriet ins Schlingern. 2010 übernahm Fortmeier die Mehrheit der Aktien und 2015 ging das Unternehmen von der Börse. Seitdem spielt die Pflege des Aktienkurses keine Rolle mehr. Die Profitabilität der Verbundgruppe ist nun das oberste strategische Ziel.

Im Hauptberuf ist Fortmeier Geschäftsführer des Unternehmens JOFO Maschinenbau GmbH, das in Schloß Holte-Stukenbrock in der ostwestfälischen Provinz residiert. Die Synaxon AG verlegte ihren Firmensitz 2011 von Bielefeld dorthin. Im Aufsichtsrat der Beteiligung hat Fortmeier alte Bekannte platziert: etwa den ehemaligen Gemeindedirektor Frank Bender als Vorsitzenden oder seinen Bruder Robert. Mit seiner ARF Holding scheint er keine auf die IT-Branche fokussierte Beteiligungsstrategie zu verfolgen. Zuletzt kaufte die Gesellschaft Anteile an der Eifelhöhen-Klinik AG in Bonn zu.

Parallel dazu steht der Ausbau seiner Machtbasis bei der Synaxon AG auf der Agenda. Allerdings muss er dafür nicht ins persönliche Risiko gehen. Die Beschlüsse der letzten Hauptversammlung helfen dabei.

Grundkapital um neun Prozent verringert

So wurde beschlossen, das Grundkapital des Unternehmens durch Einziehung eigener Aktien um rund neun Prozent zu verringern. Fortmeier hält nun knapp 73 Prozent der Anteile direkt, bislang waren es lediglich gut 66 Prozent.

Zudem wurde beschlossen, dass das Unternehmen bis 2022 wieder bis zu zehn Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft erwerben kann. Der Anteil, den Fortmeier kontrolliert, könnte dadurch auf 83 Prozent steigen, ohne dass er dafür eigenes Geld zuschießen muss.

Warum der Vorstand diese Vorschläge unterstützte, wollte INFO-MARKT vom Vorstandsvorsitzenden Frank Roeber wissen. „Der Einzug eigener Aktien geschieht einerseits aus Kostengründen (unter anderem Depotführung)“, teilt dieser mit, „und andererseits, um uns den Ankauf weiterer eigener Aktien von Kleinaktionären zu ermöglichen.“

Roebers, selbst einst Großaktionär des Unternehmens und seit Beginn in der Führungsspitze tätig, gilt als Manager, der sich gerne als Querdenker in der Öffentlichkeit profiliert. Legendär sind die Geschichten, die davon erzählen, wie er monatelang als Trainee bei einem IT-Systemhaus abtauchte, um Marktnähe zu schnuppern. Und dem Wirtschaftsmagazin Brand eins durfte er 2012 in aller Ausführlichkeit berichten, wie er sein Unternehmen nach basisdemokratischen Prinzipien und nach Art der Piratenpartei zu führen gedenkt.

Die Piratenpartei hat mit den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen ihren letzten, relevanten Parlamentssitz verloren. Und auch Roebers scheint auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt zu sein. Kosten sparen und den Umsatz ankurbeln: das sind die Themen, um die sich der Jurist und Hobbyflieger aktuell bei der Synaxon AG kümmert.

Die Krise des Hardware-Handels, von dem viele Mitgliedsfirmen viele Jahre lang prächtig lebten, spielt ihm dabei in die Hände. Schließlich bietet sie eine Steilvorlage, um für die eigenen Angebote, etwa im Weiterbildungsbereich zu werben.

Ein Beispiel: In den kommenden drei Jahren werde das Wachstum des Cloud-Geschäftes jährlich rund 40 Prozent betragen, rief er den fast 300 Teilnehmern der iTeam-Geschäftsführergespräche im November 2016 zu. Gleichzeitig werde das klassische Geschäft der Systemhäuser aber um rund ein Fünftel schrumpfen. „Ein Umsatzrückgang von 20 Prozent würde das wirtschaftliche Aus für viele Systemhäuser bedeuten“, zitierte ihn damals eine Fachzeitschrift. Für viele Systemhäuser sei es daher höchste Zeit, ins Risiko zu gehen und persönlich zu investieren.

Sein Großgesellschafter Fortmeier hat diese Aussagen sicherlich mit großem Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Denn bei ihm lässt die Krise der Partner die Kassen klingeln. Dafür muss er nicht einmal ins persönliche Risiko gehen.

 

 

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