Öffentliche Beschaffung

Noch Luft nach oben

Ausgabe-Nr.: 41/
2019

Deutschland verfügt über einen der größten Beschaffungsmärkte der Welt. Das öffentliche Auftragswesen macht nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 15 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Dies entspricht einer Summe von 500 Milliarden Euro pro Jahr. Die Reform des Vergaberechts sowie der Vergabepraxis gestaltete Deutschlands Beschaffung zwar moderner und flexibler, doch in einigen Bereichen gibt es nach wie vor ungenutzte Potenziale. Dies ist das Ergebnis einer neuen OECD-Studie.

„Die öffentliche Auftragsvergabe ist ein extrem einflussreiches Instrument zur Gestaltung von so wichtigen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Klima. Deswegen ist ein gut funktionierendes und effizientes Vergabesystem von großer strategischer Bedeutung. Als eines der ersten Länder hat Deutschland dies klar erkannt“, sagt der stellvertretende OECD-Generalsekretär Jeffrey Schlagenhauf.

Die Erhebung ‚Öffentliche Vergabe in Deutschland – Strategische Ansatzpunkte zum Wohl der Menschen und für wirtschaftliches Wachstum‘ zeigt, dass die öffentliche Beschaffung in der Bundesrepublik eine große Bedeutung besitzt. So entfallen hierzulande auf diese knapp 35 Prozent der Staatsausgaben und 15 Prozent des BIP. Jene Werte gehören global mit zu den höchsten.

Deutschland ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die öffentliche Auftragsvergabe deutlich zu rationalisieren. Ein großes Stück dazu beigetragen hat die 2016 in Kraft getretene Vergaberechtsreform. Diese verbesserte die rechtlichen Rahmenbedingungen und passte das deutsche Beschaffungssystem an die neuen EU-Richtlinien an.

Dennoch gibt es der Studie zufolge genügend Optimierungs-Möglichkeiten. So empfiehlt die Untersuchung zum Beispiel eine stärkere Bündelung von Vergaben. Der Grund: Wenn der Bedarf verschiedener Stellen zentral erfasst wird und die Aufträge gebündelt vergeben werden, senkt das Kosten und bürokratischen Aufwand. Um dies zu bewerkstelligen, gilt es laut der OECD, relevante Interessengruppen über die Vorteile von gebündelter Beschaffung besser zu informieren, Vorgaben stärker am Bedarf der Vergabestellen auszurichten und eine Vernetzung zwischen Anwendern, Vergabestellen und elektronischen Plattformen herzustellen.

Weiterhin hat Deutschland im Bereich der digitalen Auftragsvergabe Nachholbedarf. So führten etwa 80 Prozent der Vergabestellen hierzulande noch nie eine elektronische Auktion durch (-> Grafik 1). In vielen anderen OECD-Ländern wird ein wesentlich größerer Anteil der öffentlichen Aufträge digital gesteuert. Durch eine zunehmende Digitalisierung der Vergabe und eine ausgereiftere Verknüpfung der elektronischen Vergabesysteme auf Bund-, Länder- und Kommunalebene könnten Daten zur Optimierung von Prozessen leichter gesammelt und verglichen werden.

„Digitalisierung trägt dazu bei, die Produktivität von Beschaffern und Unternehmen gleichermaßen zu steigern. Deutschland könnte seine Nutzung von E-Vergabe-Systemen ausbauen. Ein marktorientierter Ansatz in Deutschland hat zur Verbreitung privater E-Vergabe-Systeme geführt und ein zunehmend komplexeres Umfeld für Auftragnehmer geschaffen. Die systematische Erfassung und Analyse von Daten durch modernste Systeme ist entscheidend für das Monitoring von Leistung im gesamten öffentlichen Auftragswesen“, heißt es diesbezüglich in der Studie.

Darüber hinaus sieht die Erhebung die Notwendigkeit, mehr in die Professionalisierung von Beschaffern zu investieren. Der Hintergrund: Viele Beschäftigte in diesem Beruf sind Generalisten ohne eine spezifische Ausbildung. Demnach könnte die Tätigkeit des Beschaffers zu einem eigenständigen Berufsbild mit entsprechender Zertifizierung erhoben werden.

 

Nachholbedarf bei der Nutzung von E-Vergabe-Technologien: In Deutschland führten rund 80 Prozent der Vergabestellen noch nie eine elektronische Auktion durch.

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