Marktbericht MFP/Drucker

Eiserne Logik

Ausgabe-Nr.: 3/
2020

Der Kumulations-Punkt in diesem Marktsegment ist nach Meinung von Experten längst erreicht. Hersteller und Händler spüren den Druck auf dem Kessel und müssen sinkende Umsätze verkraften. Das Elend macht sich sowohl im xerographischen als auch im Inkjet-Bereich bemerkbar. Als wichtiger Indikator kann unter anderem die Turbon AG in Hattingen dienen. Der börsennotierte Anbieter von wiederbefüllten Tonerkartuschen für Laserdrucker sammelt und vertreibt in den USA und Europa gebrauchte Kartuschen und ist nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter in einer sehr wettbewerbsintensiven Branche. Bei ihm rauschten die Erlöse bereits im 1. Halbjahr 2019 in den Keller.

„Wir haben im letzten Jahr zwar deutlich mehr MFP- und Drucksysteme verkaufen können, aber unser Umsatz entwickelte sich nur mit einer marginalen Zuwachsrate.“ Mit dieser Aussage reagieren die von uns angesprochenen Hersteller und Fachhändler auf unsere Frage, wie sich das Geschäft im letzten Jahr entwickelt hat. Dietmar Nick reagiert mit seiner Antwort provokativ: „Das ist doch eine eiserne Logik. Wer bei den heutigen Marktverhältnissen mehr Klicks generieren will, muss erheblich mehr Maschinen in den Markt stellen“, sagt der Geschäftsführer der Kyocera Document Solutions Deutschland GmbH in Meerbusch.

Der Kyocera-Manager und sein Vertriebsdirektor Stephen Schienbein kommen gerade von einer Händler-Reise aus Japan zurück. Kein Wunder, dass im Land der aufgehenden Sonne insbesondere bei den Fabrik-Direktoren die Wahrnehmung für gesättigte Export-Märkte immer noch rudimentär ausgeprägt ist. Und mancher Rückkehrer wird zu dem obigen Nick-Statement verleitet. Auch bei den anderen Herstellern fällt uns eine zurückhaltende Bewertung des Geschäftsjahres 2019 auf.

Canon-Vertriebsdirektor Hans-Joachim Soldan stellt „einen leicht rückläufigen Trend im Bereich Office und MPS fest und sieht im Partnerkanal ein stabiles Ergebnis bestenfalls auf Vorjahresniveau. Vor allem bei mittelständischen Kunden ist deutliche Kaufzurückhaltung erkennbar. Dieser Trend hat zu einem härteren Preis-Wettbewerb geführt, dem wir uns mit unserer Expertise in Bezug auf die digitale Transformation gestellt haben.“

Insgesamt steht die Branche mittlerweile unter einem erheblichen Druck. Der Kumulations-Punkt ist nach Ansicht von Experten erreicht. Bei den laser-orientierten Systemen für den gewerblichen Bereich gehen sowohl der Absatz der Geräte als auch die Preise im Klickbereich deutlich nach unten. Damit nicht genug: Die Klicks für Mehrfach-Drucke und Kopien sind in der gesamten Wirtschaft rückläufig. Der Fachhändler mit einem vertraglich vereinbarten MIF-Bestand kann sein Einkommen immerhin durch ein Mindestvolumen sichern und gegebenenfalls noch angemessen Geld verdienen, weil die tatsächlichen Klicks unterhalb des Minimums liegen.

Die Original-Tintenpatronen HP 933 XL werden für eine unverbindliche Preisempfehlung von 85 Euro angeboten. Bei Amazon wird das zugehörige 4c-Set mit einer zusätzlichen S/W-Patrone für 17 Euro zum Versand bereitgestellt.

Gleichwohl: Der ständige Preisdruck wird für die Absatzmittler im direkten und indirekten Vertrieb zur existentiellen Bedrohung. Wer sein Überleben sichern will, muss entweder seine Direktvertriebs-Organisation im Office-Bereich massiv zurückfahren, die Kunden an die Fachhändler übergeben und damit deren Absatzbasis entsprechend ausweiten oder mit neuen Geschäftsmodellen und Produkten seine Zukunft sichern.

Die rückgängige Markt-Entwicklung im xerographischen Absatz-Bereich wird von den Gegebenheiten im Inkjet-Segment flankiert. Im Einzelnen: Das Segment Home-Office ist gesättigt und ernährt sich nur noch von Ersatz-Beschaffungen für die Geräte. Das Geschäft mit Tintenpatronen ist ebenfalls preislich völlig aus dem Ruder gelaufen. Beispiel: Die Original-Tintenpatronen HP 933 XL werden für eine unverbindliche Preisempfehlung von 85 Euro angeboten. Bei Amazon wird das zugehörige 4c-Set mit einer zusätzlichen S/W-Patrone für 17 Euro zum Versand bereitgestellt.

Problematisch sind auch die Reichweiten der neuen Inkjet-Systeme. Bei Epson mit den neuartigen Multitanks zählen beispielsweise Volumina von 2.000 bis 5.000 Drucken zur Tagesordnung. „Bis die Patronen bei diesen Geräten von den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und von Freiberuflern (Rechtskanzleien und Steuerbüros etc.) aufgebraucht sind, ist der Lebenszyklus der Produkte oft genug beendet und sie werden zur Wegwerfware“, berichtet uns ein Fachhändler aus Nordrhein-Westfalen.

Die Abhängigkeit der sogenannten No-Name-Hersteller von der problematischen Entwicklung bei den Preisen für die Toner-Materialien ist noch schwieriger. Dort dürfte bereits Anfang letzten Jahres eine Entwicklung eingetreten sein, die sich auf die Bilanzen niederschlägt. So veröffentlichte die Turbon AG nach den ersten sechs Monaten des letzten Jahres die Ergebnisse der laufenden Geschäftsperiode und lieferte einen Ausblick.

So entfielen 22,9 Millionen Euro Umsatz auf das Segment Printing. Im Vorjahr erwirtschaftete das Unternehmen noch 28,0 Millionen Euro. Mit anderen Worten: Ein deutliches Minus von 18,2 Prozent. Innerhalb dieses Bereiches betrug der Umsatz mit Laser Cartridges 11,9 Millionen Euro. In der Vorjahresperiode waren es noch 16,8 Millionen Euro. Dies entspricht einem Einbruch von sage und schreibe 29,2 Prozent.

Das Fazit: Wer als MFP- und Drucker-Anbieter die Signale aus dem Marktgeschehen ignoriert, dürfte mittelfristig zu den Opfern eines Shake-Outs zählen. Andererseits bietet die Branche so viele neue Geschäftsmöglichkeiten, dass die ‚Unternehmer‘ sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen müssen. Ihnen muss nur das Kunststück gelingen, das rückläufige Brot- und Butter-Geschäft mit den neuen Aktivitäten so intelligent zu verbinden, dass die Existenz nicht gefährdet wird.

 

Hauptverwaltung der Turbon AG in Hattingen: Als wichtiger Indikator für die gesamte Marktentwicklung kann der börsennotierte Anbieter von wiederbefüllten Tonerkartuschen für Laserdrucker dienen.

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