Home-Office-Konjunktur/Büromöbel

Hohe Anpassungsfähigkeit gefordert

Ausgabe-Nr.: 31/
2020

Der größte Teil der Beschäftigten in Deutschland wünscht sich einen dauerhaften Home-Office-Arbeitsplatz. Die Arbeitgeber müssen sich angesichts der Bedeutung des Trends in den eigenen vier Wänden auf veränderte Arbeitsbedingungen einstellen. Und für die Büromöbel-Branche verschärft sich wegen ihrer Roboter-gesteuerten Fabriken das Problem mit den Überkapazitäten. Die Vorstellung, dass sich nach Corona alles wieder zum ‚Alten‘ wendet und ‚Business as usual‘ beginnt, ist kaum nachvollziehbar.

„Corona bringt einen Durchbruch für das Home-Office. Die positiven Erfahrungen aus der Krise sollten zum Startschuss für nachhaltige Home-Office-Konzepte werden“, behauptet Andreas Storm, Vorstands-Vorsitzender der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er beruft sich dabei auf die Analyse „Digitalisierung und Home-Office in der Corona-Krise“. Es wurden zwei repräsentative Befragungen von jeweils über 7.000 Erwerbstätigen vor und während der Pandemie durchgeführt. Die Sonderanalyse zum DAK-Gesundheitsreport ist die einzige Vorher-Nachher-Messung zu Digitalisierung und Home-Office.

Davon nahmen etwa 6.000 auch an der zweiten Erhebung im April 2020 teil. Ein Ergebnis: Vor der Pandemie nahm nur etwa jeder dritte Arbeitnehmer die zunehmende Digitalisierung bei der eigenen Arbeit als Entlastung wahr. Während der Pandemie ist es annähernd jeder Zweite. Das entspricht einem Plus von 39 Prozent. Die Gruppe derjenigen, die in der Digitalisierung eine Belastung sehen, schrumpft hingegen um 80 Prozent.

57 Prozent der Arbeitgeber weiteten in der Corona-Pandemie die Anwendungen für digitales Arbeiten aus. Während vorher rund 75 Prozent die Anwesenheit im Betrieb favorisierten, stieg die Anzahl der Arbeitnehmer, die fast täglich im Home-Office arbeiten, von vormals zehn auf 28 Prozent. Die weiteren Aussagen:

Die Beschäftigten mit einer regelmäßigen Home-Office-Präsenz zeigen eine hohe Arbeits-Zufriedenheit und berichten von einer erfreulichen Work-Life-Balance bei angeblich guter Produktivität. 59 Prozent arbeiten dort nach eigenen Angaben „produktiver oder eher produktiver“ als am normalen Arbeitsplatz. 68 Prozent der Befragten schätzen vor allem den Zeitgewinn durch den Wegfall des Weges zur Arbeit.

Die Kapsch Group Beteiligungs GmbH beschäftigte sich ebenfalls mit den Auswirkungen des Home-Office auf die Arbeitswelt und legte die Ergebnisse der Studie „Arbeitsplatz der Zukunft in der digitalen Welt“ vor. Bei dem Unternehmen handelt es sich um einen global agierenden Technologie-Konzern mit Sitz in Wien, der seine Schwerpunkte auf die Digitalisierung und Mobilität legt.

Für die Untersuchung wurden repräsentativ 1.000 Arbeitnehmer/-innen von einem Marktforschungs-Institut in Deutschland interviewt. Das Resultat der Feldstudie werteten die Experten gesondert nach Geschlecht (50 Prozent Frauen/50 Prozent Männer) und Altersgruppen (20- bis 40-Jährige und 41- bis 60-Jährige) aus. Die Umfrage wurde in Österreich und in den USA ebenfalls durchgeführt.

Danach verfügen die Beschäftigten über konkrete Vorstellungen für eine neue Unternehmens-Kultur. 72 Prozent halten es für „wichtig bis sehr wichtig“, Home-Office-Mitarbeiter auf Distanz in Online-Teams zu führen. 80 Prozent wünschen sich, die Strukturen der Organisation zu flexibilisieren, indem beispielsweise Abteilungsdenken aufgehoben wird. Zudem plädieren 84 Prozent dafür, dass es mehr Freiräume für Entscheidungen gibt.

Wenn sich der Trend für die deutsche Wirtschaft – Corona hin, Corona her – in Richtung Home-Office weiter stabilisiert, dann dürfte der Büromöbel-Branche aufgrund der veränderten Nachfrage-Bedingungen erheblicher Trouble ins Haus stehen.

Das österreichische Unternehmen hat diese Anforderung sehr schnell realisiert: Während der Corona-Lockdown-Phase im Frühjahr dieses Jahres arbeiteten zeitweise fast alle der 6.500 Mitarbeiter in 40 Ländern vom Home-Office aus. „Technisch waren wir grundsätzlich auf ein solches Szenario vorbereitet. Als Digitalkonzern hatten wir bereits gelernt, wie Teams am besten online-vernetzt über Ländergrenzen hinweg arbeiten“, berichtet Daniel Rutter, Vizepräsident Human Resources der Kapsch Group.

Bemerkenswert ist auch die Schlussfolgerung der DAK aus ihrer Untersuchung: „Wir gewinnen in der Corona-Krise wertvolle Erkenntnisse, um gesundes Arbeiten für die digitale Zukunft neu zu definieren. Es gilt, die positiven Aspekte des Home-Office für die Zukunft fruchtbar zu machen, ohne die negativen zu übergehen“, lautet dort das Statement.*

Vorstands-Vorsitzender DAK-Gesundheit Andreas Storm: „Corona bringt einen Durchbruch für das Home-Office. Die positiven Erfahrungen aus der Krise sollten zum Startschuss für nachhaltige Home-Office-Konzepte werden.“

Wenn sich der Trend für die deutsche Wirtschaft – Corona hin, Corona her – in Richtung Home-Office weiter stabilisiert, dann dürfte der Büromöbel-Branche aufgrund der veränderten Nachfrage-Bedingungen erheblicher Trouble ins Haus stehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Reaktion der Politik. Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, ist mit seinem Vorschlag, 24 Tage Home-Office im Jahr als rechtsverbindlichen Anspruch zu verankern, vorerst beim Koalitions-Partner vor die Pumpe gelaufen. Aber denkbar, dass man sich in Berlin auf eine neue Initiative vorbereitet, um mit der Home-Office-Thematik auch auf Stimmenfang zu gehen.

Gegen die vorstehende Interpretation der Folgen der Corona-Krise gibt es auch andere Ansichten. „Wenn die Corona-Pandemie mit Impfstoffen erst einmal besiegt ist, machen wir alle eine ‚Rolle rückwärts‘ und fangen dort wieder an, wo wir vorher aufgehört haben“, lautet ein Statement zu unserer Umfrage, die wir bei etlichen Markt-Beobachtern durchführten.

Indes: Die Botschaft hören wir wohl, allein es fehlt der Glaube. Nach unserer Ansicht wird die Home-Office-Konjunktur eher dazu führen, dass sich unter den Büromöbel-Anbietern mit ihren unterschiedlichen Konzepten und Produktlinien die Spreu vom Weizen trennt. „Wenn man zwei Mal in denselben Fluss springt, trifft man nicht auf dasselbe Wasser, weil es weiter geflossen ist“, gibt ein Experte zu bedenken.

Egal wie: Der überwiegende Teil der derzeitigen Home-Office-Angebote überzeugt nicht und ist offensichtlich mit heißer Nadel gestrickt worden. Er ist kaum geeignet, die Home-Worker vom Küchen- beziehungsweise Sofa-Tisch in ein ergonomisches und Gesundheit erhaltendes Umfeld zu befördern.

Zudem gibt es noch einen weiteren Aspekt bei dieser neuen Entwicklung. Denn die Beschäftigten auf Distanz, „remote“ zu führen, bedeutet eine Abkehr von den klassischen Methoden der Personal-Führung. Die laufende Kontrolle von physischer Anwesenheit, Arbeitszeit und -fortschritt fällt weg. An die Stelle der Aufsicht durch die Führungskraft tritt ein Bottom-up-Ansatz, bei dem das gesamte Team sich online und für alle sichtbar auf Quartals-Ziele einigt. Die vereinbarten „Objectives“ werden für alle Teilnehmer verständlich aufbereitet und mit definierten „Key Results“ messbar gemacht. Diese Objectives & Key Results (OKR) genannte Führungsmethode stammt von IT-Häusern aus dem Silicon-Valley in Kalifornien und hat sich in der Praxis digital geprägter Unternehmen angeblich bereits seit Jahren bewährt.

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* Unter dem Eindruck der Veränderungen erweiterte die DAK-Gesundheit ihre Online-Angebote für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sie bietet Firmen Online-Workshops und -Schulungen für ihre Mitarbeiter an, die gesundes Arbeiten im Home-Office unterstützen. Die Angebote werden den aktuellen Entwicklungen stetig angepasst. Weitere Informationen online unter: www.dak.de/digitalesBGM

 

Daniel Rutter, Vizepräsident Human Resources bei der Kapsch Group: 72 Prozent halten es für „wichtig bis sehr wichtig“, Home-Office-Mitarbeiter auf Distanz in Online-Teams zu führen. 80 Prozent wünschen sich, die Strukturen der Organisation zu flexibilisieren, indem beispielsweise Abteilungsdenken aufgehoben wird.

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