Das IT-Unternehmen aus Gescher bietet den Mitarbeitern außerhalb einer Börsen-Notierung ein Kontingent von Aktien an. Bemerkenswert: Bereits eine Stunde nachdem die Information an die Mannschaft verbreitet wurde, waren die Anteile trotz einer Mindestabnahme von zehn Aktien und einer Investition von rund 20.000 Euro komplett reserviert. Mit anderen Worten: Ein pfiffiges Modell für die Beteiligung der Mitarbeiter, das eine Nachahmung verdient.
„Wir haben wöchentlich mindestens vier Anrufe von Investoren und Unternehmen, die sich mit teils schwindelerregenden Summen bei uns einkaufen möchten. Als IT-Unternehmen sind wir in einem extrem lukrativen Markt unterwegs. Corona hat das weiter beflügelt, denn unser Know-how macht die sichere, digitale Kollaboration, auf die es in diesen Zeiten ankommt, technologisch möglich“, berichtet Christoph Pliete, Gründer der d.velop AG in Gescher.
Doch statt auf externe Geldgeber zu setzen, bot der d.velop-Chef ein Kontingent von über 4.000 Aktien den eigenen Mitarbeitern an. Die Offerte zog eine „überwältigende Resonanz“ nach sich. Ein Unternehmens-Zuschuss von zehn Prozent und ein steuerlicher Freibetrag in Höhe von 1.440 Euro machten die Investition in mindestens zehn Aktien (20.000 Euro) zusätzlich schmackhaft. Ein weiterer Grund für die Investitions-Freudigkeit der Belegschaft dürfte der Umstand gewesen sein, dass der Wert des IT-Unternehmens in den vergangenen fünf Jahren um etwa 400 Prozent gestiegen ist. Seit der Ausgabe der Mitarbeiter-Aktien im März 2021 konnten diese bereits einen Wertzuwachs von 25 Prozent verzeichnen.
„Ich kann nur jedem Unternehmen raten, bei Finanzierungs-Fragen nicht auf externe Investoren zu schielen, sondern vor allem die zwei Gruppen zu adressieren, auf die sich der nachhaltige Unternehmens-Erfolg gründet: Das sind zum einen die Mitarbeiter, zum anderen die Kunden“, betont Pliete. Die jährliche Dividende ist bis zum Jahr 2023 auf garantierte 2,5 Prozent festgelegt, unabhängig von der geschäftlichen Entwicklung. Anschließend wird d.velop jährlich 50 Prozent des nachsteuerlichen Gewinns ausschütten.
In 2021 plant der Software-Anbieter, sein Personal um weitere 100 Mitarbeiter aufzustocken. Trotz des Fachkräfte-Mangels in den MINT-Berufen hat d.velop nach eigener Aussage kein Recruiting-Problem. „Die Mitarbeiter-Beteiligung ist für uns ein ganz wichtiges Instrument zur Bindung unserer Fachkräfte, und sie wirkt sich auch unmittelbar auf unsere Attraktivität als Arbeitgeber aus. Die Identifikation mit der Firma wächst enorm, und das führt zu mehr Motivation und Eigenverantwortung“, unterstreicht der Unternehmens-Gründer.
Über die finanzielle Beteiligung hinaus pflegen die Westfalen eine Unternehmens-Kultur, die „diese Identifikation auch an anderen Stellen fördert“. Konzepte, wie der d.velop-Campus mit angeschlossener Infrastruktur für Kinderbetreuung und tägliche Erledigungen, gehören beispielsweise zu dieser Philosophie. Inzwischen ist zirka ein Drittel des Personals zugleich Miteigentümer. Viele haben ihr Aktienpaket mit Hilfe eines Kredits erworben, der sich über die Mitarbeiter-App beantragen ließ.
